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3D-Verfahren in der Implantatprothetik 

Bereits die pip 5/2017, 6/2017 und die pip 1/2018 beschäftigten sich mit 3D-Verfahren zur Diagnostik, Implantatplanung und -versorgung sowie der implantatprothetischen Behandlung, die essenzielle Bestandteile des digitalen Workflows sind. Die aktuelle Literaturauswahl behandelt schwerpunktmäßig die unterschiedlichen Verfahren der schablonengeführten und navigierten Implantatchirurgie, der Abformung mittels verschiedener Scanverfahren sowie der Implementierung des voll digitalisierten Workflows in die tägliche implantatprothetische Praxis. 

Der hier häufig verwendete Begriff der Genauigkeit (accuracy) beschreibt bspw. die dreidimensionale Abweichung der tatsächlichen von der virtuell geplanten Implantatposition, während die Präzision die Reproduzierbarkeit der Genauigkeit eines Verfahrens beschreibt. Grundlage für die 3D-Planung der Implantatposition und die Herstellung der entsprechenden Bohrschablonen sind 3D-bildgebende Verfahren, wie die Digitale Volumentomografie (DVT), welche anhand der Gewinnung von DICOM-Datensätzen erst einen voll digitalisierten Workflow ermöglichen. 

Zu unterscheiden sind hierbei die statische (static computer-aided implant surgery, sCAIS) von der dynamischen computergestützten Implantatchirurgie (dynamic computer-aided implant surgery, dCAIS). Diese unterscheiden sich dadurch, dass bei der dCAIS eine Implantatpositionierung unter Sicht über einen Monitor ermöglicht wird. Somit sind im Vergleich zur sCAIS während des chirurgischen Eingriffs dreidimensionale Änderungen in der Implantatpositionierung möglich. Beide Verfahren ermöglichen zudem ein minimalinvasives Vorgehen ohne Bildung eines Mukoperiostlappens, während bei der Freihand-Implantation oder der teilnavigierten Implantatchirurgie i. d. R. eine Lappenbildung erfolgen muss. 

Die Ergebnisse aus Untersuchungen zu Unterschieden zwischen den implantatchirurgischen Methoden sind heterogen. In mehreren vergleichenden RCT wurden nur geringfügige bzw. keine statistisch signifikanten Genauigkeitsunterschiede zwischen der statischen und der dynamischen Methode ermittelt [Kaewsiri, et al., 2019, Wang, et al., 2021, Yimarj, et al., 2020]. 

In einem systematischen Review/einer Metaanalyse allerdings wurden bei der dCAIS signifikant genauere Ergebnisse als bei sCAIS und der FH beobachtet [Jorba-García, et al., 2021, Yu, et al., 2023]. Daher sollte aufgrund der durchaus möglichen 3D-Abweichungen der Empfehlung gefolgt werden, sowohl bei der sCAIS [Romandini, et al., 2023] als auch bei der dCAIS [Jorba-García, et al., 2021] einen Sicherheitsabstand zu vulnerablen Strukturen einzuhalten. Die dCAIS ist dabei von allen Verfahren das Aufwendigste. In einer RCT wurde eine um 14 Minuten längere mittlere Behandlungsdauer als bei der FH-Methode ermittelt [Jorba-García, et al., 2023]. Dennoch war die Methode für die Patienten akzeptabel. Beim Vergleich der sCAIS mit anderen Methoden, war diese in aktuellen Übersichtsarbeiten der FH und der teilnavigierten Implantatchirurgie mit Lappenbildung in Bezug auf die Genauigkeit zwar überlegen [Gargallo-Albiol, et al., 2020, Romandini, et al., 2023, Tattan, et al., 2020], dennoch traten bei der sCAIS klinisch relevante Abweichungen auf, die in 7,0 % der Fälle die Durchführung der Implantatinsertion nicht wie geplant zuließen [Romandini, et al., 2023]. 

Auch im ästhetisch sichtbaren Bereich teilbezahnter Patienten sind sCAIS im Vergleich zu konventionellen FH-Verfahren zwar ebenfalls genauer, scheinen aber bei den Ergebnissen der implantatprothetischen Versorgung nicht mit spürbaren Vorteilen verbunden zu sein. Einzig der Intraoralscan führte bei den Patienten zu einer besseren Akzeptanz der sCAIS [Hanozin, et al., 2022]. 

Beim Vergleich der beiden Methoden im zahnlosen Kiefer wurden ebenfalls geringere apikale Abweichungen und Winkelabweichungen bei sCAIS gemessen. Die vertikale Abweichung war hingegen bei sCAIS höher als in der konventionellen Gruppe. In der sCAIS-Gruppe wurde dabei ein initial höherer krestaler Knochenverlust im Implantatbereich beobachtet [Nomiyama, et al., 2023]. In Bezug auf zeitliche oder finanzielle Einsparungen scheinen computergestützte implantatchirurgische Protokolle keinen Vorteil gegenüber konventionellen Verfahren zu haben, wie eine RCT aus 2019 ergab [Schneider, et al., 2019]. Die Genauigkeit von Intraoralscannern ist aufgrund der bereits erwähnten, besseren Akzeptanz bei den Patienten, ein weiteres, wichtiges Untersuchungsfeld. Auch hier sind die Ergebnisse der Untersuchungen nicht eindeutig. 

Grundsätzlich scheint die Genauigkeit des Intraoralscans in erheblichem Maß von der klinischen Situation, dem Scanner, der Technik des Intraoralscans, den Umgebungsbedingungen und des Materials des jeweiligen Scankörpers abhängig zu sein [Carneiro Pereira, et al., 2023]. Die Einhaltung von Scanpfaden zwischen den Scankörpern, konstanten Temperatur-, Luftdruck- und Luftfeuchtigkeitswerten, Winkeln bis zu maximal 15,0 Grad und einem Abstand zwischen den Implantaten von 16 bis 22 mm sowie Scankörpern aus Polyetheretherketon (PEEK) führte zu einer höheren Genauigkeit bei der Abformung. Der Grenzwert von 15,0 Grad, ab welchem starke Abweichungen zwischen der klinischen Situation und dem Scan eintreten, werden von einem weiteren systematischen Review bestätigt [Carneiro Pereira, et al., 2021]. 

In Bezug auf die Passgenauigkeit der implantatgetragenen Suprakonstruktionen (Passive fit) wurden in einer Übersichtsarbeit ähnlich gute Ergebnisse bei digitalen und konventionellen Abformtechniken ermittelt [García-Gil, et al., 2020]. Insgesamt ist festzustellen, dass seit der letzten Übersicht in 2017/2018 ein deutlicher Trend zu einer Verbesserung der Genauigkeit und Präzision der 3D-Verfahren in der Implantatprothetik festzustellen ist. Allerdings zeigt sich auch, dass mit den neuen Verfahren auch höhere Ansprüche an die Praxisstandards im Rahmen der Implementierung der neuen 3D-Techniken verbunden sind. 

Dennoch ist der Einsatz der 3D-Techniken aufgrund der Erleichterung von Behandlungsabläufen und der sehr guten Akzeptanz auf Patientenseite gerechtfertigt. 

Die Literatur-Recherche zum Thema