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Risiken und Komplikationen

Trotz der in der wissenschaftlichen Literatur gut dokumentierten Erfolgsraten bei der Versorgung mit Implantaten sind klinische Komplikationen kein seltenes Phänomen. Mehrere internationale/ nationale Fachgesellschaften wie z.B. die ITI-Konsensuskonferenz oder der Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa e.V. (BDIZ EDI) haben mit der SAC Classification bzw. dem Kölner ABC-Risiko-Score bereits Risiko-Klassifizierungen durchgeführt und daraus Empfehlungen entwickelt. Die Ergebnisse dieser konsentierten Empfehlungen zeigen, dass es zahlreiche Einflussfaktoren auf die Überlebensdauer von Implantaten und implantatgetragenen Suprakonstruktionen gibt.

Neben lokalen Faktoren sind es systemische Erkrankungen und bestimmte Medikationen, die den Erfolg der Implantat-Therapie in Frage stellen können. Biologische und/oder technische Komplikationen können dabei isoliert oder gemeinsam auftreten. Periimplantitiden und Mukositiden sind biologische Folgeerscheinungen, die aufgrund ihrer Inzidenz entsprechend gewürdigt werden müssen. Die Rubrik kurz & schmerzlos hat sich in den ersten beiden Ausgaben der pip (1/2015 und 2/2015) exklusiv mit der Ätiologie und den derzeit bestehenden Therapieansätzen der beiden o.g. Krankheitsbilder beschäftigt. Daher sind Studien, die sich mit den biologischen Komplikationen Mukositis und Periimplantitis beschäftigen, mit Hinweis auf die beiden pip-Ausgaben nicht Bestandteil der vorliegenden Literaturauswahl.

Auch bezüglich der Einflussfaktoren „Insertions- und Belastungszeitpunkt“ sei mit Ausnahme einer Studie [Urban, et al., 2012] auf die letzte Ausgabe der pip 3/2015 verwiesen. Systemische Erkrankungen hingegen wurden als Ursachen für mögliche Komplikationen berücksichtigt, da diese vor ca. zwei Jahren in pip kurz & schmerzlos abgehandelt wurden. Die vorliegende Literaturauswahl beinhaltet erfreulicherweise zahlreiche systematische Übersichtsarbeiten, in welchen jedoch häufig die schlechte Studienlage zu diesem Problemfeld erwähnt wird.

Bei näherer Betrachtung der systematischen Reviews fällt auch auf, dass zumeist epidemiologische Studien in Ermangelung kontrollierter oder randomisiert kontrollierter klinisch-experimenteller Humanstudien in die Literaturauswahl einbezogen wurden. Problematisch dabei ist, dass epidemiologische Beobachtungsstudien häufig nur Assoziationen zwischen Krankheiten, bzw. Ereignissen und verschiedenen Risikofaktoren zulassen (siehe auch das Vorwort zu pip kurz & schmerzlos 1/2015) und für eine wissenschaftliche Beweisführung nur sehr eingeschränkt herangezogen werden können. Eine aktuelle Querschnittsuntersuchung beschäftigte sich mit dem Einfluss des Operateurs auf den frühen Implantat-Misserfolg [Jemt, et al., 2015]. Dort konnten in Abhängigkeit vom behandelten Kiefer statistisch signifikant unterschiedliche Implantat-Misserfolgsraten zwischen den verschiedenen Chirurgen ermittelt werden.

Der Einfluss von Augmentationsmaßnahmen wurde anhand von Registerdaten des finnischen National Institute for Health and Welfare untersucht. Die Daten deuten darauf hin, dass eine Augmentation des Kieferknochens im Implantatbereich sich nicht negativ auf die Komplikationsraten auswirkte [Wolff, et al., 2015]. Treten Komplikationen in Form von periimplantären Entzündungen in einer frühen Phase (≤ 1 Monat) während der Einheilung auf, besteht eine hohe Assoziation mit einem Implantatverlust noch vor der Belastungsphase der Implantate [Camps-Font, et al., 2015]. Die präoperative prophylaktische Einnahme von Breitspektrum-Antibiotika kann demgegenüber das periimplantäre Infektionsrisiko unter „Normalbedingungen“ signifikant reduzieren, wie einem Cochrane-Review aus dem Jahr 2010 zu entnehmen ist [Esposito, et al., 2010]. Das Risiko für biologische Implantat-Komplikationen wird durch den Faktor Rauchen bei Patienten mit einem IL-1-Genpolymorphismus begünstigt, während ein IL-1-Genotyp alleine keine erhöhte Risiken nach zieht [Gruica, et al., 2004].

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