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Sofortbelastung und Sofortversorgung

Die Versorgung mit Implantaten ist eine komplexe Therapiemaßnahme. Das zweizeitige Protokoll bei einer Implantatversorgung macht mehrfache chirurgische Eingriffe erforderlich, welche die Behandlungszeit verlängern. Patienten müssen längere Wartezeiten bis zur ästhetisch anspruchsvollen, festsitzenden prothetischen Versorgung in Kauf nehmen. Um die Anzahl der Eingriffe zu reduzieren, lange Wartezeiten zu verkürzen und den Patienten somit zeitnah zu mehr mundbezogener Lebensqualität zu verhelfen, war es von Interesse, Implantate möglichst früh nach Zahnverlust einzusetzen und möglichst schnell festsitzend zu versorgen.

Dazu dienen Behandlungsansätze, die – je nach Patientenfall – unterschiedliche Insertions- und Belastungszeitpunkte von Implantaten beinhalten. In den letzten 15 Jahren wurden verschiedene konsentierte Behandlungskonzepte entwickelt, für die teilweise keine einheitliche Terminologie verfügbar war/ist. Im Allgemeinen wird heute in der internationalen Literatur bei der Wahl des Implantationszeitpunkts zwischen einer Sofortimplantation (immediate placement), einer Frühimplantation (early placement) und einer Spätimplantation (conventional placement) unterschieden. Die dritte (2004) und vierte (2009) ITI-Konsensuskonferenz haben bisher maßgeblich zur zeitlichen Einordnung der verschiedenen Begriffe beigetragen. In einem aktuellen Cochrane-Review [Esposito, et al., 2010] welches als Goldstandard wissenschaftlicher Evidenz gilt, werden z.T. andere Begrifflichkeiten und andere Zeitintervalle bei der Evidenzbeurteilung von Studien verwendet (Tab. 1).

In der Literatur werden die Nomenklatur und die Zeitintervalle dementsprechend z.T. nicht einheitlich verwendet. Ein systematischer Review geht unter Verwendung der Kriterien der ITI-Konsensuskonferenz auf den ästhetischen Outcome bei den verschiedenen Insertionszeitpunkten im Front- und Prämolarenbereich ein [Chen und Bu- ser, 2014]. Die klinischen Ergebnisse bei Typ 1-Implantatinsertion unterliegen einer größeren Variabilität und einem höheren Risiko zur Ausbildung von Rezessionen der fazialen Gingiva als bei Typ 2- und 3-Implantationen. Bezüglich der Implantatverlustraten scheinen Implantate, die in frische Extraktionsalveolen zum Ersatz einzelner Zähne implantiert wurden, gegenüber Spätimplantationen höhere Verlustraten aufzuweisen [Chrcanovic, et al., 2015]. Bei Versorgung zahnloser Patienten konnten demgegenüber keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit vom Insertionsprotokoll mehr festgestellt werden.

Die Ergebnisse eines anderen systematischen Reviews deuten auf allgemein geringere Implantatverlustraten bei Typ 1-Implantationen hin, sofern eine postoperative Antibiotikagabe erfolgte [Lang, et al., 2012]. In Bezug auf die Nomenklatur und der Zeitintervalle der Implantat-Belastungsprotokolle, besteht ein breiterer Konsens bei der Definition des Insertionszeitpunkts. Sowohl die Ergebnisse der ITI-Konsensuskonferenzen aus 2003, 2009 und 2013 sowie der Review der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2013 [Esposito, et al., 2013] verwenden weitestgehend die gleiche Nomenklatur (Tab. 2).

In den ITI-Konsenspapieren aus 2009 und 2013 wird lediglich im Vergleich zum Konsensus-Statement aus 2004 sowie dem Cochrane-Review auf den Begriff „delayed placement“ im Zusammenhang mit dem konventionellen Belastungsprotokoll verzichtet. Bei den drei o.g. Implantat-Belastungsprotokollen steht das Implantat in Okklusion und Funktion zur Gegenkieferbezahnung. Anders stellt sich die Situation bei der sogenannten „Sofortversorgung“ (immediate restoration) dar. Diese beschreibt die prothetische Versorgung des Implantats innerhalb von 72 Stunden nach Implantatinsertion, die ohne okklusale/funktionelle Kontakte zum Gegenkiefer hergestellt wird. Diese Definition wird durch die Konsensuspapiere der ITI-Konferenzen 2003 und 2009, der EAO-Konferenz 2006 und der European Consensus Conference des BDIZ EDI (2006) gleichermaßen verwendet.

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