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Barriere und Gewebeintegration

Beim Einsatz von Membranen scheiden sich immer noch die Geister und so recht scheint die beste aus allen Welten noch nicht gefunden. Fast immer geht eine gute Performance auf der einen Seite, wie eine gute Langzeitstabilität, auf Kosten einer anderen, wie einer guten Bioverträglichkeit und Gewebeintegration. Mit neuen Materialien und Techniken scheint aber möglich, sich der optimalen Kombination anzunähern. pip sprach mit Universitätsprofessor Dr. Anton Friedmann, Inhaber des Lehrstuhls für Parodontologie im Department Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Fakultät für Gesundheit der Privaten Universität Witten/Herdecke.

pip: Herr Prof. Friedmann, ganz provokant – geht es nicht auch ganz ohne Membran?

Anton Friedmann: Für mich ist der Einsatz von Membranen aus heutiger Sicht unabdingbar, wenn regenerative Behandlungsmethoden zur Anwendung kommen sollen.

pip: Was ist für Sie – je nach Indikation – der Membrantyp der Wahl?

Anton Friedmann: Zunächst muss zwischen Indikationen innerhalb des implantologischen Anwendungsbereichs und solchen innerhalb der parodontalen Regeneration unterschieden werden. Im Bereich der implantologischen Knochenaugmentation stellen für mich die mit Zuckerzusätzen kreuzvernetzten Kollagenmaterialien die Membran der Wahl dar. In der parodontalen Regeneration ist die Adaptationsfähigkeit an dem zu behandelnden Zahn – neben der selbstverständlich herausragenden Bioverträglichkeit – ein Qualitätsmerkmal, sodass hier synthetische Produkte mit einer eingelassenen resorbierbaren Naht – wie beispielsweise die GUIDOR Matrix Barrier von Sunstar – eine Alternative sein können.

pip: Von den Herstellern werden unterschiedliche Behauptungen zur optimalen Resorptionszeit einerMembran angestellt. Wie viel Barriere/Resorptionszeit ist Ihrer Erfahrung nach nötig?

Anton Friedmann: Wenn wir von der Knochenregeneration im Sinne der klassischen GBR sprechen, ist eine Barrierezeit bzw. Funktionsdauer einer Membran, die zwischen vier und sechs Monaten angesiedelt ist, genau richtig.

pip: Wie stehen Sie zu der Aussage, die man häufig zu Membranen liest: „Hohe Langzeitstabilität bedeutet schlechte Bioverträglichkeit/Gewebeintegration“?

Anton Friedmann: In den Beiträgen, die diesen Zusammenhang beleuchten wollen, werden zu gern sehr unterschiedliche Materialien unter einem Sammelbegriff zusammengezogen und bedauerlicherweise undifferenziert behandelt. Mir drängt sich bei der Diskussion seit langer Zeit die Frage auf: Welche Nachteile besitzt ein Material, wenn eine daraus hergestellte Membran für ein prognostisch sicheres Ergebnis im Sinne der Knochenneubildung sorgt, selbst wenn sie eine Zeitlang die Exposition zur Mundhöhle weitgehend unbeschadet übersteht und anschließend durch sekundäre Epithelialisierung verschlossen wird? Dies geschieht so bei einer Ossix Plus Membran regelmäßig im Fall einer Zeitlang offenen Heilung.

pip: Worauf führen Sie die besonderen Eigenschaften der Ossix Plus Membran zurück und wie zeigen sie sich im klinischen Einsatz?

Anton Friedmann: Inzwischen laufen bei uns einige In vitro-Versuche im Labor, die genau dieser Fragestellung nachgehen. Die ex vivo gemachten Beobachtungen an den eingesammelten Membranrückständen nach Knochenaugmentationen und Alveolenversorgungen deuten in den Humanbiopsien an, dass es bei den Vorteilen der Ossix Plus Membran nicht bei der Standzeit der Barriere im Gewebe allein bleibt, sondern ihre Präsenz u. U. eine positive Reaktion im Sinne einer verstärkten Aktivierung der knochenbildenden Zellen abruft.

pip: Was muss eine ideale Membran von heute für Sie besitzen und wo bleiben noch Wünsche offen?

Anton Friedmann: Qualitativ betrachtet haben wir mit der Ossix Plus bereits eine sehr herausragende Membran in den Händen, ihre Handhabung erfordert allerdings eine kurze Eingewöhnungsphase, da dieses Material nicht gepinnt oder gestreckt werden darf. Die Applikation erfolgt ausschließlich unter chirurgischen Kautelen, d. h. es muss eine gewisse chirurgische Expertise beim Anwender vorliegen. Für die Zukunft stelle ich mir deswegen eine Membran aus dem gleichen Material vor, wie die Ossix Plus, diese soll dann noch einfacher in der Anwendung sein und auch einem chirurgisch wenig Versierten die Fehler verzeihen können, die im Laufe der Behandlung schnell entstehen können.

pip: Besten Dank, Herr Prof. Friedmann, für dieses Gespräch.