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Ästhetische Frontzahnversorgung bei parodontaler Vorschädigung

Der besondere Fall

Ein ausreichendes Hart- und Weichgewebsangebot ist eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Versorgung mit Dentalimplantaten. Bei parodontal kompromittierten Patienten bestehen grundsätzlich keine Bedenken, wenn die Parodontitis fachgerecht behandelt wurde. Es gilt dabei, erhöhte Implantat-Verlustraten, postoperative Infektionen und krestale Knochenverluste bei diesen Patienten zu vermeiden. Im ästhetisch sichtbaren Bereich ist ein natürlich aussehendes Weichgewebe für die Rot-Weiß- Ästhetik und letztendlich für die Patientenzufriedenheit bei einer Versorgung mit Implantaten von großer Bedeutung. 

Ausreichend dimensioniertes Weichgewebe ist jedoch nicht nur in ästhetischer Hinsicht wichtig für den Implantaterfolg. Eine breite Zone keratinisierter Mukosa verhindert die Plaqueanlagerung. Ein ausreichend dimensioniertes periimplantäres Weichgewebsvolumen nimmt Einfluss auf den Erhalt des krestalen Knochens. Eine ausreichend dimensionierte, keratinisierte Mukosa auf einem gesunden, ausreichend dimensionierten Knochen ist für den Implantaterfolg ebenfalls notwendig. Was ist jedoch, wenn das Weichgewebe und der Knochen durch eine parodontale Vorschädigung in Kombination mit Knochenresorptionen beeinträchtigt sind? 

Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine junge Patientin von 26 Jahren, die eine parodontale Vorschädigung an dem Zahn 11 hatte. Die Parodontaltasche persistierte trotz parodontaler Behandlung, guter Mundhygiene und regelmäßigem Recall. Sie kam in unsere Praxis, weil der Nachbarzahn 21 ebenfalls eine leichte Entzündung aufwies und der Erhalt der Frontzähne gefährdet oder fraglich war. Im Röntgenübersichtsbild (Abb. 1) waren der Attachmentverlust und der vertikale Knocheneinbruch gut erkennbar, die Knochentasche ging bis über 2/3 der Zahnlänge des Zahnes 11 hinaus. Der Knochen zwischen den Zähnen 21 und 11 war ebenfalls resorbiert, 21 wies eine Taschentiefe von sechs Millimetern auf. Alle anderen Zähne hatten physiologische Taschentiefen mit gesundem BOP ohne ein Anzeichen von Entzündung.

Planung und Implantation 

Schnell stand fest, der Zahn 11 war nicht erhaltungswürdig und musste extrahiert werden. Die Patientin wünschte ein Implantat, weil sie ihre Zähne nicht beschleifen lassen wollte. Angesichts der persistierenden Entzündung und des möglichen Risikos sollte im ersten Schritt der Zahn 11 extrahiert, nach einer Einheilzeit von zwei Monaten implantiert und augmentiert (Eigenknochen, PRF) werden. Die Patientin wurde ausgiebig über das schrittweise Vorgehen und die Nachsorgetermine aufgeklärt. 

Nach minimalinvasiver Extraktion zur Schonung der umliegenden Weichgewebe wurde das Koagel mit PRGF angereichert (Abb. 2) und das Chairside-Provisorium aufgesetzt (Abb. 3). Zwei Monate später kam die Patientin zur Implantatplanung (Abb. 4). Bei der Eröffnung war der Knochendefekt deutlich erkennbar. 

Ein Implantat (Ø 4,5, Länge 11, MegaGen Anyridge) wurde in regio 11 inseriert. Mit autologem Knochen aus dem Tuber maxillae (Abb. 6) wurde der Knochen augmentiert, ein PRF-Klot (mectron) aufgelegt, mit einer porcinen, ossifizierenden Kollagenmembran (Ossix Volumax, Dentsply Sirona) gedeckt (Abb. 7) und spannungsfrei vernäht (Abb. 8), bevor das Kontrollröntgenbild erstellt wurde (Abb. 9). Anschließend wurde das Provisorium an die aktuelle Weichgewebssituation angepasst und eingesetzt (Abb. 10, 11). 

Freilegung

Vier Monate später wurde das Implantat freigelegt. Der Kieferkamm hatte sich bereits gut erholt (Abb. 12, 13). Es ist wichtig, das Implantat minimalinvasiv freizulegen, bevor eine Abformung und ein Kontrollröntgenbild gemacht und der Gingivaformer eingeschraubt wurde. Bis zur Fertigstellung der definitiven Keramikkrone (Zahntechnik: Uwe Gehringer), wurde eine provisorische Krone mit an die Mukosa angepasstem Emergenzprofil eingesetzt (Abb. 17-19). Die Papille zwischen den beiden mittleren Inzisivi hatte sich bereits erholt, die zwischen den Zähnen 11 und 12 wird sich weiter regenerieren. 

Auf dem Röntgenbild kurz vor Abformung für die definitiven Krone war der Knocheneinbruch reduziert (Abb. 20). Bereits jetzt war die Patientin sehr mit ihrem Aussehen mit dem neuen Implantat zufrieden (Abb. 21-23). Das Emergenzprofil wurde schlussendlich mit einem individualisierten Abformpfosten abgeformt (Abb. 24, 25), bevor die definitive Versorgung nach sechs Monaten Einheilzeit eingesetzt und geröntgt wurde (Abb. 26-30). Die Patientin kam regelmäßig zur Kontrolle. Drei Jahre später zeigte sich eine parodontal gesunde, knöchern stabile und ästhetisch ansprechende klinische und röntgenologische Situation (Abb. 31-35). 

Autor

Dr. med. dent. Peter Randelzhofer

randelzhofer@icc-m.de

www.icc-m.de