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Den Zahnarzt als Unternehmer begleiten

Auch die Material- und Technikschlacht der kommenden IDS wird wieder einige Zahnärztinnen und Zahnärzte vor die Frage stellen, ob sie ihre Praxisabläufe nun dringend umstellen müssen, um den immer schneller abfahrenden digitalen Zug nicht zu verpassen. Einen Hersteller nach den Vorteilen seiner Technik zu fragen, wäre müßig – pip sprach dazu mit Dr. Ingo Baresel, in niedergelassener Gemeinschaftspraxis mit Dres. Wolfgang und Jens Baresel in Cadolzburg, Vorstandsmitglieder der 2014 gegründeten unabhängigen DGDOA (Deutsche Gesellschaft für digitale orale Abformung).


pip: Auf wie hoch schätzen Sie die aktuelle Durchdringung der digitalen Abformung in den niedergelassenen Praxen?

Jens Baresel: Man schätzt, dass zirca fünf bis sieben Prozent der deutschen Zahnärzte einen Intraoralscanner besitzen. Diese geringe Zahl hat einige Gründe. Der größte Irrtum liegt darin, dass noch immer Zweifel an der Genauigkeit von digitalen Abformungen herrschen. Die erste Jahrestagung der DGDOA befasste sich mit dem Thema der Präzision und Richtigkeit von digitalen Abformungen. Es war klarer Konsens unter den Referenten, dass die digitale intraorale Abformung der klassischen Abformung in diesen Punkten inzwischen überlegen ist. Eine Studie der DGDOA, die 27 Studien zur Präzision und Genauigkeit digitaler Abformungen verglich, kam ebenfalls zu diesem Ergebnis. Dies gilt für Einzelzahnrestaurationen, Brücken oder Einzelzahn-Implantatarbeiten. Inzwischen ist durch zahlreiche Studien nachgewiesen, dass auch die Genauigkeit von der Abformung des ganzen Kiefers mittels eines Intraoralscanners der einer konventionellen Abformung zumindest entspricht. Natürlich hat dies auch mit der Geschichte der digitalen intraoralen Abformung zu tun. Jahrelang war nur das Cerec-System am Markt. Das konnte anfänglich keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern und hat daher den Ruf der digitalen Abformung nachhaltig beeinflusst. Deshalb denken viele Zahnärzte nach wie vor, sie müssten nach einer digitalen Abformung zwanghaft auch chairside eine Restauration herstellen. Dies ist aber auch dadurch bedingt, dass viele Zahnärzte die wirklichen Abläufe im Dentallabor noch nicht kennen. Das Aufkommen neuer Materialien wie Glaskeramiken oder Zirkoniumdioxid führten zu einer Digitalisierung der Labore. Des Weiteren sehen viele Zahnärzte noch nicht die Notwendigkeit, ihr bisher ihrer Ansicht nach funktionierendes System zu verlassen und einen neuen Workflow zu erlernen und in der Praxis zu integrieren. Eine gewisse Angst vor dem Neuen und der Umstellung ist zweifelsohne verständlich. Natürlich ist auch die finanzielle Investition für viele eine Abschreckung, die Kosten für aktuelle Scansysteme liegen zwischen 16.000 und 45.000 Euro.

pip: Wo liegen für Sie persönlich und auch in Gemeinschaft mit Ihren Kollegen die Vorteile der digitalen Abformung?

Jens Baresel: Die Vorteile liegen ganz klar bei einer deutlich höheren Präzision unserer Arbeiten, wobei wir natürlich auch zu Zeiten konventioneller Abformungen immer versucht haben, sehr präzise zu arbeiten. Wiederholungen von Abformungen existieren quasi nicht mehr. Auch bei Implantatarbeiten, großen prothetischen Versorgungen oder zur Therapie mit Aufbissschienen setzten wir unsere Intraoralscanner ein. Natürlich ist es wichtig, hier auch die korrekten Scanstrategien der Hersteller umzusetzen. Ein weiterer Vorteil ist eine immense Zeitersparnis. Der Scan einer Einzelzahnrestauration benötigt nicht länger als fünf Minuten für Präparation und Präparationskiefer, Gegenkiefer und Bisssituation. Natürlich bedarf dies einiger Übung. Es entfallen zudem das lästige Reinigen und Sterilisieren von Abformlöffeln. Unsere Patienten schätzen natürlich den Komfort, den die digitale Abformung bietet.

pip: Und welche Features muss ein idealer intraoraler Scanner für Sie besitzen?

Jens Baresel: Der ideale Intraoralscanner wie etwa der von uns gern eingesetzte iTero Element der Firma Align Technology ist präzise, schnell, vor allem aber ist die Scanstrategie durchdacht und lässt somit jede Art von Scan zu. Diese ideale Strategie zu erklären, würde leider den Rahmen des Interviews sprengen, ist aber für die Möglichkeit, viele nebeneinander liegende Präparationen oder ganze Kiefer zu scannen, entscheidend. Daneben gibt es natürlich noch viele wünschenswerte Features wie den Farbscan, die Möglichkeit der Übertragung von Farbe in das Labor und einige mehr.

pip: Manche Zahnärzte erkennen durchaus die Vorteile der einzelnen Technologie, befürchten aber Probleme an den Schnittstellen …

Jens Baresel: Diese Befürchtung ist heute nicht mehr so aktuell wie noch vor einigen Jahren. Die Industrie hat dieses Problem erkannt und sich mehr geöffnet. Vielen Anbietern ist inzwischen klar, dass es nicht darum geht, einzelne Produkte oder Technologien sondern Gesamtlösungen und funktionierende Arbeitsabläufe in den Praxen zu etablieren. Dennoch ist hier noch sehr viel Potenzial um Abläufe in Praxis und Labor zu vereinfachen.

pip: Herzlichen Dank, Herr Dr. Baresel, für dieses Gespräch.