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Digitaler Workflow: Keine Angst vor neuen Technologien!

„Digitaler Workflow“ – als Buzz-Wort inzwischen in aller Munde – lässt viele Anwender aber oft immer noch ein wenig ratlos zurück. Wie weit soll man sich denn nun digital hochpowern, und rechnet sich das Ganze sowohl zeitlich als auch finanziell für die eigene Praxis und die Patienten?
 
Interview mit Mischa Ommid Steude, M.Sc. M.Sc., Implantologe, Berlin

Sie sind ja eine bemerkenswerte Praxis, wenn ich mir so Ihre Website und Ihre Online-Auftritte ansehe … sogar einen schrägen und sehr lustigen Kurzfilm mit Marteria hat Ihre fröhliche Truppe fabriziert.

Mischa Ommid Steude: Wir haben schon so einiges gemacht, um die Zahnarztpraxis zu einem schöneren Ort für Patientinnen und Patienten und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu machen. Solche Projekte umzusetzen, das machen wir auch ein Stück weit für uns selber. Bei einem sind wir uns aber ganz sicher: Unsere Patienten und Überweiser sehen die Liebe für die vielen kleinen Details und den Aufwand, den wir in unsere Projekte stecken, ob es der Film Dentboss, unsere Website, unsere Kommunikation, unser neu gegründetes Fortbildungszentrum ‚Berlin Dental Hub‘ oder selbst die jeweilige Ansage auf unserem Anrufbeantworter ist. Wir machen diese Aktionen ja nicht statt guter Zahnmedizin oder gutem Service, sondern zusätzlich! Denn genauso detailverliebt sind wir in unseren Behandlungen. Da findet im Kopf der Patientinnen und Patienten deutlich sichtbar der Transfer statt –  das spüren die Leute einfach.

Nun ist eine implantologische Behandlung in der Regel kein echter Wellness-Termin …

Mischa Ommid Steude: Die modernen chirurgischen Konzepte heutzutage leben von ihrer Minimalinvasivität. Beispielsweise kommt durch Osseodensifikation der externe Sinuslift langsam aus der Mode, Knochenblockaugmentationen werden durch GBR-Techniken ersetzt, die mit PRP und PRF kombiniert werden, viele Fälle,  besonders im Seitenzahnbereich,  lassen sich inzwischen mit Sofortimplantationen direkt nach der Extraktion lösen. Die implantologische Behandlung verliert ihren Schrecken und die Patienten sind in der Regel direkt nach der OP wieder einsatzfähig. Zusätzlich war und ist die Digitalisierung in der Implantologie (digitaler Workflow) ein absoluter Gamechanger. Alles was man braucht, ist ein DVT und den Scan der Situation. Modellhaft ist hier der 60-Minuten-Workflow von Nobel Biocare. Die OP wird im Vorfeld exakt geplant, das Provisorium vorbereitet, das besondere Gerät X-Guide navigiert mich dynamisch -ohne Bohrschablone- in Echtzeit an die vorgeplante Stelle. Das ist für die Patientinnen und Patienten hinsichtlich der Vorhersagbarkeit, Genauigkeit, geringeren Invasivität, aber auch Schnelligkeit und damit logischerweise Zeitersparnis und Wirtschaftlichkeit eine ganz andere Erfahrung als die konservative Implantologie.

Digitaler Workflow: 60 Minuten vom Scan bis zum Provisorium – Ihre Vorteile liegen damit auf der Hand, und was hat die Patientin oder der Patient genau davon?

Mischa Ommid Steude: Im Gegenteil: Die Vorteile liegen vor allem auf der Seite der Patienten. Als ich noch klassische Implantologie betrieben habe, gewann ich nie den Eindruck, ich hätte irgendwas für meine Patienten besser machen können. Aber wenn man erstmal mit diesem digitalen Workflow arbeitet, merkt man sofort, wieviel angenehmer und sicherer die chirurgischen Eingriffe für die Patienten sind. Hat man früher herausnehmbare Prothesen angefertigt, die während langer Wartezeiten und mehrerer Eingriffe getragen werden mussten, kann man heute durch Immediate Loading dem Patienten während dieser Zeit eine ganz andere Lebensqualität ermöglichen. Digitaler Workflow: Durch die ideale Planung und das X-Guide in Kombination mit aggressiven, selbstschneidenden Implantaten kann ich mit den festen Provisorien verlässliche Ergebnisse erzielen. Die herausnehmbaren Prothesen machen mich inzwischen viel nervöser, denn sie gefährden am Ende noch mein Augmentat. Eine weitere Erkenntnis: Meine Überweiser lieben die festsitzenden Provisorien und optimierten Workflows. Sie haben kein Theater mit herausnehmbaren Provisorien und bekommen einen rundum glücklichen Patienten zurück mit einer fundierten prothetischen Planung, parallelen Implantaten und einem durch die provisorische Versorgung ideal ausgeformten Gingivaverlauf. Das ist ein toller Service. Und sowas spricht sich rum, ist also auch ein sehr gelungenes Praxismarketing. Natürlich kann man nicht bei allen Fällen das Implantat direkt mit einer PV belasten, wir fragen uns aber inzwischen grundsätzlich bei jedem Fall, ob wir unseren optimierten digitalen Workflow vom Scan zur PV nutzen können. Das ist unsere Grundeinstellung. Für uns als Praxis liegen weitere Vorteile vor allem in der verbesserten Dokumentation und durchaus auch der Nachhaltigkeit der digitalen Verfahren.

Wir fragen uns inzwischen grundsätzlich und bei jedem Fall, ob wir unseren optimierten digitalen Workflow nutzen können. Weitere Vorteile für uns als Praxis liegen in der verbesserten Dokumentation und der Nachhaltigkeit der digitalen Verfahren.

Haben Sie mal die Zeit gestoppt – oder sind die ‚60 Minutes‘ eher ein Marketing-Schnack?

Mischa Ommid Steude: Die 60 Min sind ja kein Zeitraum, der künstlich herunterreduziert wurde, in dem man in Stress gerät oder einen Rekord brechen will. Die 60 Min ergeben sich konsequent aus den Abläufen und der guten Vorbereitung. Darum geht es ja schließlich bei der Digitalisierung: Abläufe reproduzierbar, sicher und optimiert zu gestalten. Und genau das machen wir, z.B. durch die Nutzung des X-Guide. Die OP und der Zahnersatz sind ja bereits komplett geplant. Selbst wenn ich nochmal in der OP scanne, das Provisorium ist schnell gedruckt. Und es sind immer die gleichen Abläufe, es gibt keine Überraschungen, auch das Team ist nach einer Weile perfekt eingespielt.

Sie haben Ihre ersten praktischen Erfahrungen in Dänemark gesammelt. Was könnten wir uns von dort abschauen?

Mischa Ommid Steude: Die Klinik in Kopenhagen, in der ich gearbeitet habe, war außergewöhnlich. Dort haben sie immer versucht, die modernsten Verfahren anzubieten. Mein Chef war ein Technik-Nerd und von einer Art Prozessoptimierungszwang geleitet. Hier in Deutschland sind wir oft recht ängstlich und skeptisch, wenn es um neue Technologien in der Zahnmedizin geht. Grundsätzlich steckt dahinter der Wunsch, nichts falsch zu machen und sich deshalb auf das Altbewährte zu stützen. Dabei stagniert man aber, und ist irgendwann abgehängt. Manchmal kommt es mir vor wie jener berühmte ´Selbstmord aus Angst vorm Tod´. Das Ausland ist oft weiter, wenn es um digitale Prozesse und Immediate Loading geht. Irgendwann werden Patientinnen und Patienten aber nicht mehr akzeptieren, dass ein neuer Zahn auf einem Implantat Monate bis Jahre braucht,  zig Eingriffe benötigt werden und bis dahin herausnehmbarer schlecht sitzender Zahnersatz getragen werden muss. Ich würde das übrigens auch nicht für mich oder meine Liebsten wollen.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und weiterhin viel Spaß bei der Arbeit!