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Ermutigende Datenlage für Mini-Implantate

Mini-Implantate: Prof. Enkling vereint in idealer Weise die universitäre Tätigkeit mit der niedergelassenen Arbeit am Patienten. Seine Konzepte sind betont evidenzbasiert und unterstützt durch eine belastbare Studienlage ausgerichtet. Wo steht die Therapie mit MDI-Mini-Implantaten zur Behandlung zahnloser Patienten heute?

Interview mit Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Norbert Enkling, Fachzahnarzt für Oralchirurgie, Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie

Mini-Implantate: Wie oft finden sich überhaupt noch zahnlose Patienten bei Ihnen ein?

Norbert Enkling: Bekanntermaßen ist die Kariesinzidenz rückläufig, allerdings sorgen die demografischen Faktoren und die Volkskrankheit Parodontitis dafür, dass uns die Zahnlosigkeit mit rund 5 % auch heute und in Zukunft in der Praxis begegnen wird.

Und wie wird sich dieser Anteil in den nächsten beiden Jahrzehnten entwickeln?

Norbert Enkling: Ich rechne mit einem gleichbleibenden Anteil. Es wird uns auch in Zukunft nicht gelingen, alle Patienten zu einer optimalen Mundhygiene zu motivieren, und auch systemische Erkrankungen, die Zahnverlust begünstigen, werden mit der wachsenden Alterssäule eher zunehmen.

Bei welchen Patienten ist die Versorgung mit MDI Mini-Implantaten für Sie Mittel der Wahl?

Norbert Enkling: Für mich zählen die anatomischen und allgemeingesundheitlichen Beobachtungen: Bei extrem dünnen atrophischen Kieferkämmen oder wenn eine Knochenaugmentation zu risikobehaftet wäre. Letztlich gibt es bei mir wie in jeder Praxis Patientengruppen, denen ich trotz begrenzter finanzieller Möglichkeiten eine hochwertige, die Lebensqualität deutlich verbessernde und langfristig zuverlässige Versorgung anbieten möchte.

Wie belastbar ist die aktuelle Studienlage beim Einsatz von Mini-Implantaten und wo sehen Sie weiteren Forschungsbedarf?

Norbert Enkling: Bei der Versorgung des zahnlosen Unterkiefers mit vier interforaminalen MDI-Implantaten und Coverdenture haben wir eine sehr gute Datenlage, die ich mit meinen eigenen Untersuchungen an der Universität Bern bestätigen kann.

Die MDI-Minis von condent funktionieren im Sofortbelastungskonzept sehr gut und zeigen gleich gute oder sogar bessere Überlebensquoten im Vergleich zu Standarddurchmesser-Implantaten.

Im zahnlosen Oberkiefer liegt die Erfolgsprognose niedriger, hier sind noch weitere Untersuchungen notwendig. Nach derzeitigem Stand deutet sich an, dass es im Oberkiefer empfehlenswert sein könnte, Implantate mit einem Durchmesser > 2,5 mm einzusetzen. Sehr interessant und positiv sind die Daten bei der Pfeilervermehrung. Ganz aktuell sind sehr ermutigende Daten eines Kooperationsprojekts der Universitäten Bern und Bonn: Bekanntermaßen sind Mini-Implantate einteilig, die Kugelpatrize fester Teil des Implantats. Aus der Versorgung mit herausnehmbarer Prothetik auf Standard-Implantaten kennen wir den Verschleiss der Matrizen und Patrizen. Gemäß unserer Untersuchungen beschränkt sich der Verschleiß bei den MDI-Implantaten primär auf den Gummiring der Matrize, während die Patrize nach fünf Jahren in klinischer Funktion keinen klinisch relevanten Verschleiss zeigt.

Als niedergelassener Zahnarzt betreiben Sie auch ein Wirtschaftsunternehmen – wie beurteilen Sie Mini-Implantate in diesem Zusammenhang?

Norbert Enkling: Wir können mit dieser Versorgung Patientengruppen erschließen, die ansonsten nicht mit Implantaten versorgt worden wären. Übrigens gibt es auch hierzu eine hochinteressante Dokumentation der Universität Bern, nach der in vergleichbaren Fällen Behandlungen mit Standard-Implantaten und Hartgewebsaugmentationen fehlschlugen, während die anschließend gesetzten 1,8 mm-Durchmesser-Implantate seit mehr als zehn Jahren in Funktion sind.

Der Nachsorgeaufwand ist gering: Bei 20 % der Patienten müssen die Gummiringe regelmäßig ausgetauscht werden. Ansonsten sollten die Prothesen regelmäßig auf Unterfütterungsbedarf kontrolliert werden.

Durch die Matrizen-Patrizen-Kombination mit Freiheitsgraden erfolgt eine Selbstreinigung der Kugelpatrizen, wir beobachten klinisch nur wenig Beläge und daher konsequent eine gute periimplantäre Gesundheit.

Ihr Rat für Kollegen, die sich für diese Versorgungsform interessieren?

Norbert Enkling: Die Verbesserung der Lebensqualität und der oralen Funktion durch die MDI-Minis ist belegt und sollten zum Standard-Repertoire der Implantologen gehören.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.