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MDI-Mini-Implantate: Enormer Zugewinn an Lebensqualität

MDI-Mini-Implantate: 1997 wurde das MDI-Mini-Implantatsystem, heute im Vertrieb der condent, seitens der FDA zugelassen und hat sich mittlerweile in der Klinik erfolgreich etabliert. Prof. Dr. Friedhelm Heinemann ist seit langem mit dem Konzept vertraut und hat es sowohl klinisch angewendet als auch wissenschaftlich beleuchtet.

Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit dem Konzept der MDI-Mini-Implantate und warum hat es Sie initial angesprochen?

Friedhelm Heinemann: Da ich seit 1990 implantologisch tätig bin, konnte ich verfolgen, wie erfolgreich mit z. B. der Bauer- und der Bicortical-Schraube einphasige durchmesserreduzierte und Mini-Implantate in der Einzelzahnversorgung der Unterkieferfront eingesetzt wurden. Beim Gesamtkonzept der MDI-Mini-Implantate war ich anfangs skeptisch, bis Prof. Dr. Torsten Mundt dazu an der Universität Greifswald vor ungefähr 15 Jahren eine retrospektive Studie mit sehr positiven Daten vorlegte. Ich konnte dann mit Prof. Dr. Bourauel, Priv.-Doz. Dr. Dörsam und dem Team der Oralmedizinischen Technik der Universität Bonn einige Untersuchungen zur Stabilität der Minis mit sehr ermutigenden Ergebnissen erarbeiten. Parallel startete ich mit dem Einsatz in meiner Praxis mit meiner eigenen Lernkurve. Denn, das ist wichtig: Das Konzept mag simpel anmuten, verlangt aber doch implantologische Erfahrung. Die Implantate dürfen z. B. nicht zu divergent gesetzt werden, sonst funktionieren die Druckknöpfe nicht oder verschleißen zu schnell. Die Minis sind auch kein Ersatz für Standardimplantate, sondern eine ganz eigene, sehr wertvolle und erfolgreiche Erweiterung des Behandlungsspektrums.

Sie vereinen die Arbeit in der niedergelassenen Praxis mit Ihrer Tätigkeit an der Universität Greifswald. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Friedhelm Heinemann: Das befruchtet sich ganz wunderbar in beide Richtungen. Zum einen können Praxiskonzepte wissenschaftlich nachuntersucht werden. Zum anderen geben Studienergebnisse neue Impulse für die Praxis. Bleiben wir ruhig bei den Minis: Erst die Greifswalder Untersuchung ermutigte mich, mich klinisch und wissenschaftlich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, woraus die zunehmende klinische Anwendung und weitere Studien folgten. Ganz konkret war das z. B. meine Mitarbeit beim in Greifswald entwickelten Pfeilervermehrungskonzept.

Mini-Implantate dienen hier in Kombination mit natürlichen Zähnen zur Abstützung von Teilprothesen. Dazu konnten wir eine prospektive randomisierte Studie vorlegen – übrigens mit hervorragenden Ergebnissen.

Welches wissenschaftliche Studienergebnis dazu hat Sie am meisten überrascht oder beeindruckt?

Friedhelm Heinemann: Weniger ein bestimmtes Studienergebnis, eher die Tatsache, dass das klinische Outcome und die Beschreibungen in den unterschiedlichen Studien so deutlich übereinstimmen. Wir verfügen damit über ein Konzept, mit dem wir der älteren Generation ohne großen Aufwand helfen können, wieder besser zu kauen. Als junger Implantologe konnte ich mit dem Begriff der ‚Verbesserung der Lebensqualität‘ nicht so viel anfangen, im Falle der Mini-Implantate bei älteren Patienten wird das aber enorm deutlich.

Und welche Erfahrungen mit Patienten sind für Sie am bedeutsamsten?

Friedhelm Heinemann: Wir erleben die Patienten nach der Versorgung mit Mini-Implantaten als sehr zufrieden und dankbar. Auch im Falle von Komplikationen – die jeder in der Praxis hat – sind die Minis sehr unaufwendig beherrschbar. Selbst ein Implantatverlust hat keinen Einfluss auf die Suprakonstruktion, die Nachimplantation ist in der Regel also unkompliziert und kostengünstig möglich – und am Ende wird die vorhandene Prothese einfach wieder eingegliedert.

Ist die MDI-Versorgung ein Auslaufmodell angesichts immer weniger teil- und unbezahnten Patienten in der Zukunft?

Friedhelm Heinemann: Auf gar keinen Fall, es ist eher ein Zukunftsmodell. Natürlich hat sich die Vorsorge bei den nachrückenden Generationen verbessert, aber die Menschen werden auch deutlich älter. Der Zahnverlust erfolgt also nur später. Wir werden tatsächlich zunächst weniger Vollprothesen, dafür mehr Teilprothesen sehen, die meist als Teleskopversorgung angelegt werden. Wenn dann Zähne verloren gehen, ist der Ersatz durch ein Mini-Implantat sehr einfach, kostengünstig und effizient. Damit können wir dem Patienten etliche Jahre guter Funktion verschaffen und ihn so sanft bis hin zu einer späteren, ebenfalls auf Mini-Implantaten fixierten, Totalprothese begleiten.

Herzliches Danke für Ihre Erläuterungen