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Smart Grinder: Extrahierte Zähne als autologes Transplantat

Mit dem Smart Grinder-Verfahren hat Prof. Itzhak Binderman von der Universität Tel Aviv, eine internationale Autorität auf dem Gebiet der Knochenregeneration, ein Konzept entwickelt, bei dem die eigenen extrahierten Zähne des Patienten als körpereigenes Knochenersatzmaterial dienen, das den Alveolarknochen ähnlich wie körpereigener Knochen am besten erhält. 

Wie kam es zu der Idee, einen Zahn als Augmentationsmaterial zu verwenden?

Die Idee ist alt. Zahnärzte haben seit jeher Zähne reimplantiert und transplantiert. Es gibt Belege, die bis ins alte Ägypten zurückreichen. Bevor es Zahnimplantate gab, waren solche Verfahren durchaus gängig. Als Augmentationsmaterial unter Verwendung des eigenen Zahns des Patienten sehen wir Fälle, die bis in die 1930er Jahre zurückreichen, in denen Zähne zerkleinert oder in Form gebracht und zum Füllen von Alveolardefekten verwendet wurden. Die Zusammensetzung von Zähnen und Knochen ist bemerkenswert ähnlich. Die Tatsache, dass sich Zahnmaterial wie kompakter autologer Knochen verhält, Kollagen und Wachstumsfaktoren enthält und dafür bekannt ist, dass es gut mit dem Knochen verwächst, macht es zu einem optimalen bioaktiven Biomaterial. Autologes Zahnmaterial-Transplantat regeneriert osteoinduktiv selbst bei komplizierten Patientenfällen viel neu gebildeten Knochen und ist zudem ein langsam resorbierendes Material, das sich osteokonduktiv zunächst in neu gebildeten Knochen und später in nativen lamellaren Knochen umbaut. Das ultimative Gerüst also. 

Extrahierte Zähne sind oft ja nun keine gesunden Zähne – wird das Material dadurch nicht beeinträchtigt?

Sie haben Recht. Wir ziehen Zähne aus einem bestimmten Grund, zum Beispiel Weisheitszähne, parodontal gefährdete und behandelte Zähne. Insgesamt allein in Deutschland mehr als 10 Millionen Extraktionen pro Jahr. Oft ist der extrahierte Zahn abszediert, frakturiert oder kariös. Dabei handelt es sich jedoch um topische Infektionen, die nicht in das Zahnmaterial selbst eindringen. Das von uns angewandte Protokoll ist sehr effektiv bei der Beseitigung von Fremdkörpern, Bakterien oder Infektionen. Das Verfahren für die Umwandlung dieser extrahierten Zähne in Knochentransplantate ist wie folgt:  Zunächst wird die Außenseite des Zahns mechanisch gereinigt. Dazu verwenden wir eine gekühlte Hochgeschwindigkeitsfräse. Wir stellen sicher, dass wir jegliches Restaurationsmaterial entfernen und Weichgewebe und Karies entfernen. Anschließend trocknen wir den Zahn und legen ihn in die Schleifkammer. Der Zahn wird dann innerhalb von drei Sekunden pulverisiert. Die entstehenden Partikel werden in zwei Größen sortiert und in zwei Schalen getrennt. Sodann werden sie fünf Minuten mit einer Zahnmaterialreinigungslösung behandelt, wobei alle organischen Stoffe, einschließlich Karies, Bakterien und Viren, entfernt werden. Der Dentin Cleanser wird mit einer sterilen Gaze, die die Flüssigkeit aufnimmt, abgesaugt. Anschließend tragen wir das Dentin Wash auf, das den Dentin Cleanser auswäscht und den pH-Wert der Partikel auf biologische 7,2 senkt. Danach nehmen wir das Dentin Wash mit einer sterilen Gaze auf. Der gesamte Vorgang sollte nicht länger als sieben bis acht Minuten dauern. Am Ende des Prozesses können die Zahnmaterialpartikel sofort verwendet oder für eine spätere Verwendung gelagert werden. Auf unserer Website gibt es einige wunderbare Videos, die den soeben beschriebenen Prozess zeigen. Es ist also sehr einfach und kann vollständig durch die zahnärztliche Assistenz erfolgen. 

Was sind die Vorteile gegenüber anderen alloplastischen oder xenogenen Materialien?

Es gibt viele Vorteile gegenüber anderen Transplantationsoptionen. Wir verwenden das eigene Gewebe des Patienten, ohne dass wir, wie bei autologem Knochen, Knochen von einer sekundären Stelle entnehmen müssen. Autologes Gewebe ist der Goldstandard für Transplantationen. Der Grund dafür ist, dass körpereigenes Gewebe vom Körper sofort als solches erkannt wird und der Heilungsverlauf daher viel schneller und besser vorhersehbar ist. Autologes mineralisiertes Zahnmaterial bewahrt die Immunmodulatoren der Knochenbildung, während der Knochen oder das Zahnmaterial anderer Menschen chemischen und thermischen Behandlungen unterzogen wird, die ihre biologische organische Matrix inaktivieren und sie nur zu einem biokompatiblen Gerüst machen. Xenotransplantate, Knochen und Zähne von Tieren, werden sogar noch extremeren Behandlungen unterzogen. Daher sind nur die extrahierten Zähne des Patienten wirklich bioaktiv. Es hat sich gezeigt, dass das mineralisierte Zahnmaterial von Natur aus aktive Wachstumsfaktoren wie BMP enthält, die während des Umbaus langsam freigesetzt werden und auf diese Weise lokale Zellen dazu veranlassen, zu Knochenzellen zu werden. Tatsächlich bleiben alle organischen Moleküle in ihrer nativen biologischen Aktivität erhalten und ziehen Vorläuferzellen an, die die osteoblastische Aktivität beschleunigen. Zahnmaterial ist osteoinduktiv und fördert die Knochenregeneration an seiner Oberfläche. Dies ist eine einzigartige Eigenschaft, die dem Material einen enormen Vorteil verschafft. Zahnmaterial ist eine harte Substanz und wird daher langsam resorbiert und schließlich umgewandelt. Dies ist sehr wichtig, da eine langsame Resorption des Gerüsts wichtig ist, um dem neu gebildeten Knochen genügend Halt zu geben, damit er zu lamellarem Knochen wird, der die Defektmorphologie langfristig ausfüllen kann. Weitere Vorteile sind Ankylose, inhärente Wachstumsfaktoren, die zur Knochenbildung, Heilung und Stabilität beitragen. Natürlich gibt es auch den Vorteil der Kosteneinsparung, da wir den eigenen Zahn des Patienten als Biomaterial verwenden. Immer häufiger hören wir, dass Patienten nach der Art der Materialien fragen, die für ihren Fall verwendet werden.  

Die Patienten reagieren sehr positiv auf die Idee, ihren eigenen extrahierten Zahn für den Knochenaufbau zu verwenden, ihnen leuchtet der Vorteil dieser Vorgehensweise sehr gut und sofort ein.

Gibt es bereits genügend Studienergebnisse zur Verwendung des Smart Grinders?

Wir können uns glücklich schätzen, dass so viele Forschungszentren aus der ganzen Welt Studien mit autologem Zahnmaterial und speziell mit unserem Protokoll durchführen. Bis heute kann ich auf über 200 Arbeiten verweisen, die hinsichtlich der Verwendung von autologem Zahnmaterial für die Knochenregeneration veröffentlicht wurden. Die Arbeiten, in denen unser Protokoll verwendet wird, zeigen bemerkenswerte Ergebnisse, die in allen Arbeiten sehr einheitlich sind. Seit 2015 wurden die meisten Untersuchungen an menschlichen Patienten mit 6-, 12- und 18-monatiger Nachbeobachtung durchgeführt. Die Qualität des Knochens und seine Langlebigkeit im Laufe der Zeit sind hervorragend. Außerdem wurden in vielen Studien zusätzliche Faktoren wie die Stabilität des Implantats in der Zahnmaterialmatrix, das Einheilungsprofil, die Reste des Biomaterials und der neu gebildete Knochen gemessen. Einige der Studien sind auf unserer Website www.kometabio.com zu finden und können von dort heruntergeladen werden. 

Ist die Anwendung im Klinikalltag nicht zeitaufwändig und damit mühsam?

Als wir anfingen, benötigte das Protokoll 20 Minuten, um den extrahierten Zahn in ein Knochentransplantat umzuwandeln. Unser aktuelles Protokoll, das 2018 eingeführt wurde, hat diese Zeit auf nur sieben bis acht Minuten reduziert. Wir haben es so gestaltet, dass es sehr schnell und effizient ist und von jeder zahnmedizinischen Assistenz unkompliziert erlernt werden kann. Von den sieben bis acht Minuten entfallen fünf Minuten auf das Einweichen der Partikel in den Zahnmaterialreiniger. Die tatsächliche Zeit, die der Anwender benötigt, ist also sehr kurz. Wir sagen immer, dass diese sieben Minuten auf jeden Fall die Vorhersagbarkeit der Knochenregeneration wert sind, die autologes Zahnmaterial bietet, und daher insgesamt oft viel Zeit gespart wird. Zum Beispiel wird die Stelle viel schneller für das Zahnimplantat bereit sein. Oder es wird keine sekundäre Resorption beobachtet. Es ist grundsätzlich ratsam, Materialien zu verwenden, die vielleicht länger brauchen, aber jedes Mal vorhersagbar gute Ergebnisse liefern. 

Vielen Dank, meine Herren, für dieses Gespräch.

Literaturquellen