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Periimplantitis revisited Teil 2 – Prävention und Therapie

In pip k&s 2/2019 wurde bereits festgestellt, dass sich in den letzten fünf Jahren eine hohe Anzahl systematischer Übersichtsarbeiten mit der Diagnostik, Ätiologie und Prävalenz periimplantärer Erkrankungen befasst hat. Deutlich wurde anhand der dort zur Verfügung stehenden Publikationen, dass noch immer keine eindeutigen Erkenntnisse zur Ätiologie der periimplantären Erkrankungen, keine einheitlichen Diagnosekriterien und somit auch keine validen epidemiologischen Angaben zur Prävalenz periimplantärer Erkrankungen vorliegen.

Folgerichtig sind in der vorliegenden Literaturauswahl mit Blick auf die ungeklärte Genese der Entitäten insbesondere im Bereich der Therapie eine Vielzahl Behandlungsprotokolle vorzufinden. Im Rahmen der nicht-chirurgischen und chirurgischen Therapie periimplantärer Erkrankungen stehen neben der mechanischen Reinigung der Implantatoberflächen mit Handinstrumenten, rotierenden Bürstchen, Ultraschall oder Pulverstrahlgeräten auch chemische Reinigungsverfahren, verschiedene medikamentöse Therapien u. a. mit Antibiotika und Probiotika sowie verschiedene Arten von Lasertherapien zur Verfügung, die sehr häufig miteinander kombiniert werden. In einer klinischen Vergleichsstudie konnten mittels chemischer Dekontamination der Implantatoberfläche und regenerativer bzw. resektiver oder weichgewebschirurgischer Interventionen signifikante Verbesserungen der klinischen Parameter beobachtet werden [Sarmiento, et al., 2018].

Der adjunktive Einsatz von systemischen Antibiotika scheint je nach Art des Antibiotikums respektive der Nachbeobachtungsdauer zu unterschiedlichen Ergebnissen zu führen. Während Amoxicillin als Zusatz zu einer resektiven chirurgischen Periimplantitis-Therapie nach drei Jahren keinen Zusatzeffekt hatte [Carcuac, et al., 2017], konnte in einer RCT bei Gabe von Minozyklin vs. Plazebo nach einer chirurgischen Perimplantitis-Therapie sechs Monate später eine signifikante Verbesserung der Sondierungstiefen, des Gingiva- und Plaqueindexes sowie ein röntgenologisch stabiler periimplantärer Knochen in der Verumgruppe ermittelt werden [Cha, et al., 2019]. Zithromax führte in einer weiteren RCT nach zwölf Monaten ebenfalls nicht zu einem Zusatznutzen im Zusammenhang mit einer offenen Kürettage [Hallstrom, et al., 2017]. Auch bei einer konservativen Therapie der Mukositis mittels regelmäßiger professioneller Plaqueentfernung führte eine zusätzliche Antibiotikagabe nicht zu besseren klinischen Ergebnissen [Jepsen, et al., 2015]. Im Gegensatz dazu kommt eine weitere systematische Übersichtsarbeit zum Schluss, dass eine systemische Antibiotikagabe (ohne Differenzierung des jeweiligen Antibiotikums) bei Durchführung einer Implantoplastik zu einer signifikanten Verbesserung der klinischen Parameter im Vergleich zu resektiven Therapien als alleiniger Maßnahme bzw. einer systemischen Antibiotikagabe in Verbindung mit dem Einsatz eines Diodenlasers führte [Ramanauskaite, et al., 2016a]. Der zusätzliche bzw. alleinige Einsatz von Lasern unterschiedlicher Wellenlängen sowie die antimikrobielle Photodynamische Therapie sind Gegenstand einer ganzen Reihe weiterer RCT und systematischer Reviews. Die zusätzliche Anwendung eines Diodenlasers beim geschlossenen Scaling und Root Planing (SRP) erbrachte in einer RCT nach einem sechsmonatigen Follow up keinen Zusatznutzen im Vergleich zu einem SRP als alleiniger Maßnahme [Arisan, et al., 2015]. In einem systematischen Review konnten im Gegensatz dazu bakterizide Effekte eines Diodenlasers ermittelt werden [Natto, et al., 2015]. Auch beim Einsatz von Er:YAG- bzw. Er,Cr:YSSG-Lasern waren Effekte auf parodontopathogene Keime bzw. die knöcherne Regeneration erkennbar.

Allerdings gingen die Autoren von einer eingeschränkten Evidenz aufgrund der geringen Anzahl verfügbarer hochwertiger Studien aus. Zwei weitere systematische Reviews hingegen bescheinigen dem Diodenlaser und Lasern grundsätzlich keinerlei bzw. geringe Zusatzeffekte auf die Reduktion klinischer Entzündungsparameter [Lin, et al., 2018, Ramanauskaite, et al., 2016b]. Auch die einmalige Durchführung einer antimikrobiellen Photodynamischen Therapie (aPDT) führte im Hinblick auf klinische und röntgenologische Parameter bei der chirurgischen Periimplantitistherapie zu keiner Verbesserung [Albaker, et al., 2018a]. Zu anderen Ergebnissen kommen einige andere Publikationen. So konnten in einer Metaanalyse zur Wirksamkeit einer aPDT als zusätzliche Maßnahme bei mechanischer Kürettage signifikant bessere klinische und mikrobiologische Ergebnisse ermittelt werden als bei alleiniger bzw. einer mit Chlorhexidin (als lokalem Antiseptikum) kombinierten mechanischen Plaqueentfernung [Ghanem, et al., 2016]. Auch eine Netzwerk-Metaanalyse neueren Datums kommt zum Schluss, dass der Einsatz der aPDT zu einem signifikant besseren Gewinn klinischen Attachments als ein alleiniges mechanisches Debridement führt [Sivaramakrishnan und Sridharan, 2018]. Auch auf mikrobiologische Parameter scheint die aPDT günstig zu wirken [Fraga, et al., 2018]. Zu widersprüchlichen Ergebnissen bezüglich der Wirksamkeit einer aPDT kamen andere Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2018. Die Ergebnisse wurden u.a. auf die heterogenen Studiendesigns, die kurzen Nachbeobachtungsperioden sowie insbesondere die unterschiedlichen Laserparameter zurückgeführt [Albaker, et al., 2018b]. Der Einsatz von Pulverstrahlgeräten ist ein weiterer Forschungsgegenstand in verschiedenen RCT und Übersichtsarbeiten, der kontrovers diskutiert wird. Während in einigen Publikationen ein Zusatznutzen erkenn- bar ist [Lupi, et al., 2017, Ziebolz, et al., 2017], konnte an anderer Stelle kein Zusatzeffekt bei der Therapie und Prävention der Periimplantitis bestätigt werden [de Almeida, et al., 2017, Jepsen, et al., 2015, Schwarz, et al., 2015]. Gegenüber dem Plazebopräparat konnte der zusätzliche Einsatz von Chlorhexidin (CHX) bei der Mukositistherapie nicht zu einem signifikant besseren Behandlungsergebnis beitragen als die alleinige nicht-chirurgische Therapie [Menezes, et al., 2016]. Auch im Rahmen einer Erhaltungstherapie nach Implantatinsertion führte die Gabe eines CHX-Lacks nicht zu einem Zusatznutzen [Ziebolz, et al., 2017]. Eine Spülung mit einer Mischung aus CHX und Cetylpridiniumchlorid hatte einen geringen Zusatznutzen im Vergleich zum Plazebo und führte nicht zu einer kompletten Ausheilung der Mukositis [Pulcini, et al., 2019]. Auch die Wirksamkeit von Probiotika konnte bislang aufgrund heterogener Studienergebnisse nicht eindeutig belegt werden [Galofre, et al., 2018, Hallstrom, et al., 2016, Mongardini, et al., 2017, Tada, et al., 2018]. Triclosanhaltige Zahnpasta scheint sich zur Prävention von Periimplantitiden zu eignen [Peres Pi- mentel, et al., 2019, Ribeiro, et al., 2018, Stewart, et al., 2018].

Fazit: Aufgrund der offensichtlichen Komplexität des Krankheitsgeschehens scheint es noch immer keinen schlüssigen und vorhersehbaren Therapieansatz für periimplantäre Erkrankungen zu geben. Eine wirkungsvolle Prävention scheint mittels geeigneter und regelmäßiger Nachsorgemaßnahmen möglich zu sein [Jepsen, et al., 2015, Monje, et al., 2016, Ramanauskaite und Tervonen, 2016, Ziebolz, et al., 2017].

Die ausführliche Ausarbeitung des Themas in der Rubrik  „kurz & schmerzlos“ finden Sie im PDF.