hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

Mini-Implantate: Sozialindikation oder demografische Therapie der Wahl?

​Jahrelang fristeten die Mini-Implantate ein Schattendasein: In der Praxis gern genommen und durchaus etabliert, zeigte sich die Wissenschaftslage eher dünn und die Skepsis anerkannter Experten entsprechend groß. Inzwischen sind die Minis hoffähig geworden und damit auch Therapieformen, die der Praxis sehr entgegenkommen.

Interview mit Dr. med. dent. Arndt Christian Höhne, Zahnarzt

pip: Sorgen wir noch einmal für eine saubere Definition, denn oft werden Narrow Diameter Implants, Mini-Implantate und sogar Shorties durcheinander geworfen …

Arndt Christian Höhne: Ganz klares Kriterium bei Mini-Implantaten ist die Einteiligkeit und die naturgemäß fehlende Innen-Konfiguration. Das dünnste konventionelle Implantat endet bei 3,3 mm, während die Mini-Implantate bei Durchmessern von 1,8 bis 2,8 mm liegen.

pip: Wo sehen Sie die Haupteinsatzgebiete und die besonderen Vorteile?

Arndt Christian Höhne: Das Einsatzgebiet der Mini-Implantate ist sehr vielfältig. Angefangen hatten sie Ende der 1990er-Jahre als temporäre Versorgung bei All-on-6-Protokollen, bis man feststellte, dass viele Patienten gar nicht mehr zur finalen Behandlung erschienen, weil sie mit ihrer provisorischen Lösung nicht nur temporär, sondern langfristig gut zurechtkamen. Es zahlte sich aus, dass MDI statt auf Stahl auf das auch bei konventionellen Implantaten gebräuchliche Reintitan gesetzt hatte. 2003 folgte konsequent die Zulassung zur endgültigen Versorgung. Die Übernahme durch 3M Espe im Jahr 2008 war insofern kein Nachteil, als ein großer Konzern sehr konsequent in Studien und Langzeitbeobachtungen investieren kann. Damit konnte condent 2016 ein bis hin zum Eindrehmoment verlässlich dokumentiertes System übernehmen. Das Haupteinsatzgebiet der Minis besteht in der Stabilisierung von Totalprothesen im Ober- und Unterkiefer, sei es als Vollversorgung oder durch Pfeilervermehrung, also die sinnvolle Ergänzung und damit Entlastung strategisch ungünstig verteilter Zähne. Die Minis vergrößern das Unterstützungspolygon und sorgen für Stabilität und Ruhe. Auch bei geplanten All-on-4-Behandlungen sollte man immer über die Minis ein festsitzendes Provisorium anfertigen, das erhöht die Erfolgsaussichten ungemein. Es ist im Grunde doch absolut widersinnig, bei einer All-on-4-Planung den Patienten für den Übergang eine lose Prothese tragen zu lassen. Auch der schrittweise Verzicht auf die Gaumenplatte ist bei einer Oberkieferbehandlung dank der Mini-Implantate möglich, und ich kann dem Patienten vielleicht einen liebgewonnenen Zahnersatz, mit dem er blendend zurechtkommt, erhalten. Eine Verbesserung des Kau- und Geschmackskomforts erziele ich in jedem Fall.

pip: Wie sehen Ihre Langzeiterfahrungen aus?

Arndt Christian Höhne: Das einzigartige und auch besonders tolle beim MDI-Konzept ist die Lagerung auf den Gummiringen, statt wie sonst Kugelkopf auf Metall – also Metall auf Metall. Damit habe ich beim Implantat keinerlei Abnutzung. Das Konzept ist mit allen Einschubrichtungen verträglich, ob über Teleskope, Klammern, oder Geschiebe – die unterschiedlichen Retentionseinsätze können bis zu 30 Grad ausgleichen. Ein Locator schafft das nicht! Die meisten meiner Patienten kommen, weil ihnen eine konventionelle Implantation verweigert, als unmöglich oder nur in Verbindung mit aufwendigen und vom Risiko-Nutzen her nicht anzuratenden Augmentationen geschildert wurde. Allesamt berichten von einem ganz enormen Gewinn an Kau- und Lebensqualität. Meine Standardfrage zu Beginn der Behandlung ist immer, welches Lieblingsessen der Patient in seinem bestehenden Zustand vermisst. Nach Abschluss frage ich, ob er genau dies nun wieder unbeschwert essen könne – und ich gewinne immer.

pip: Was entgegnen Sie Kollegen, die Mini-Implantate in die Ecke der minderwertigen Sozialindikation stellen?

Ehrlich gesagt, habe ich das noch nie gehört und es wäre auch eine sehr seltsame Aussage. Im Gegenteil, es handelt sich um ein für den Patienten ebenso wie den Behandler in mehr als einer Hinsicht attraktives Konzept. Sie haben fast übertrieben glückliche Patienten mit einer vollständigen Rehabilitation zum Preis von, je nach Region, ein bis zwei konventionellen Implantaten. Für den Zahnarzt handelt es sich um ein mit grundlegenden chirurgischen Kenntnissen vergleichsweise leicht zu erlernendes Konzept mit einer hohen Lernkurve und, inklusive des anschließenden jeweils sechsmonatigen Recalls zur Reinigung und Wartung und Erneuerung der Gummiringe, auch wirtschaftlich um eine absolute Win-Win-Situation für Patient und Praxis.

pip: Was entgegnen Sie Kollegen, die Mini-Implantate in die Ecke der minderwertigen Sozialindikation stellen?

Ehrlich gesagt, habe ich das noch nie gehört und es wäre auch eine sehr seltsame Aussage. Im Gegenteil, es handelt sich um ein für den Patienten ebenso wie den Behandler in mehr als einer Hinsicht attraktives Konzept. Sie haben fast übertrieben glückliche Patienten mit einer vollständigen Rehabilitation zum Preis von, je nach Region, ein bis zwei konventionellen Implantaten. Für den Zahnarzt handelt es sich um ein mit grundlegenden chirurgischen Kenntnissen vergleichsweise leicht zu erlernendes Konzept mit einer hohen Lernkurve und, inklusive des anschließenden jeweils sechsmonatigen Recalls zur Reinigung und Wartung und Erneuerung der Gummiringe, auch wirtschaftlich um eine absolute Win-Win-Situation für Patient und Praxis.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen