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Der Körper ist eine Effizienzmaschine!

Allein die sehr rege Facebook-Community mit einer Vielzahl erfolgreich gelöster klinischer Fälle macht Appetit auf EthOss. Die Kombination aus ß-Tri-Calciumphosphat und Calciumsulfat sorgt für eine langsame, aber vollständige Resorption und macht den zusätzlichen Einsatz einer Membran oft überflüssig. Welche Erfahrungen mit dem Material gibt es im klinischen Alltag?

Interview mit Dr. med. dent. Henrik-Christian Hollay, Implantologe

Wie sind Sie erstmals mit EthOss in Berührung gekommen?

Henrik-Christian Hollay: Wie so oft in unserer Szene durch den persönlichen Kontakt, in diesem Fall direkt zu Dr. Peter Fairbairn, seinerzeit noch in einer anderen Kliniker-Gruppe, in der ein unglaubliches internationales Expertenwissen zusammenkam. Wir alle hatten uns recht früh mit ß-Tricalcium-Phosphat-Präparaten auseinandergesetzt und bereits viel Erfahrung bei der Verwendung gesammelt, und davon ausgehend die Indikationen und Limitationen ausgelotet. EthOss ist ja Peter Fairbairns ‚Baby‘ mit dieser besonderen Calciumsulfat-Komponente. Wussten Sie, dass es schon um 1911 Studien an Kriegsversehrten gab, in denen eindrücklich dargestellt werden konnte, dass die Anwesenheit von Calciumsulfat im Defektgebiet einen signifikanten Zuwachs der Vaskularisierung erzielt und dadurch insbesondere komplizierte Frakturen einen besseren Heilungsverlauf nahmen? Wir setzen in unserer Disziplin ja nun eh eine frische Wunde, und da ist eine Hypervaskularisierung schon eine tolle Sache. Das ist dann eigentlich schon das ganze Geheimnis – die Grundbausteine waren eigentlich bekannt und gut dokumentiert, nur in der Kombination wie bei EthOss war es neu. Das war mir von Anfang an sehr sympathisch.

Bei welchen Indikationen wenden Sie das Material bevorzugt an und aus welchem Grund?

Henrik-Christian Hollay: Die Parade-Indikationen sind drei- bis vierwandige Defekte, auch wenn es für andere Indikationen natürlich ebenfalls zugelassen ist. Die durch das Calciumsulfat beschleunigte Angioneogenese, also das Einwachsen von Blutgefäßen aus allen Richtungen, sorgt für eine verstärkte zelluläre Versorgung des Areals. Die Stützfunktion des ß-Tricalciumphosphats hilft dabei, das Volumen für den notwendigen Zeitraum der Knochenregeneration aufrecht zu erhalten und damit für eine stabile Neuknochenbildung. Als Resultat erhalten wir zunehmend eigenen Knochen, der das Ersatzmaterial dauerhaft ersetzt. Da dieser jedoch den natürlichen Remodelling-Prozessen unterliegt, stoßen wir bei großvolumigen Defekten allerdings an Grenzen. Hier wäre eine Beimengung von Hydroxylapatit für den dauerhaften Volumenerhalt wünschenswert. Wir sind inzwischen erfolgreich davon abgekommen, ein einziges Material als Universal-Lösung für alle Indikationen zu sehen – umso erfolgreicher können wir für den spezifischen Einsatz agieren.

Was gilt es bei der Verarbeitung zu beachten, wie einfach ist das Handling?

Henrik-Christian Hollay: Sie müssen einzig darauf achten, dass das Material nicht davonschwimmt. Das gilt allerdings ja grundsätzlich für granuläre Knochenersatzmaterialien. Im Gegensatz zu anderen Materialien, sorgt hier allerdings das Calciumsulfat dafür, dass sich das Augmentat stabilisieren lässt. Entziehen Sie ihm einfach mit einem Tupfer die Feuchtigkeit. Nach etwa einer Minute liegt es dann schön kreidig da und hat eine erstaunliche Festigkeit, die ausreicht, um es nicht explizit fixieren zu müssen. Das Periost – wie wir wissen, die beste Membran, die es gibt – hält es sicher an Ort und Stelle. Mein Ziel ist stets, möglichst membranfrei zu arbeiten, da kommt mir ein solches Material entgegen.

Welche klinischen Beobachtungen haben Sie besonders überzeugt?

Henrik-Christian Hollay: Entsprechend meiner Behandlungsphilosophie begrüße ich die vollständige Resorption eines Materials. Nach 18 bis 22 Monaten ist bei EthOss das eingebrachte Material komplett verschwunden und das Implantat somit nur noch von eigenem Knochen umgeben. In meinen Augen ist das der Idealzustand, den eine Knochenregeneration erreichen kann. Peter Fairbairn prägte dafür den schönen Begriff der ‚true bone regeneration‘.

Wie wichtig ist Ihnen für Ihre Praxis, Patienten eine synthetische Alternative bieten zu können?

Henrik-Christian Hollay: Grundsätzlich liegt ja die Entscheidung, welches Ersatzmaterial ich verwende, schon auch beim Patienten. Eine umfangreiche Aufklärung ist hier extrem wichtig. Es gibt Materialien, die Patienten aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen nicht akzeptieren würden. Dieser Aspekt fällt in der Regel bei synthetischen Ersatzmaterialien angenehmerweise weg. Abgesehen davon, waren mir synthetische Materialien allein schon deshalb von Beginn an sympathisch, weil sie – im Gegensatz zu beispielsweise autologem Knochen – unbegrenzt zur Verfügung stehen. Wenn ich es will, sind sie da. Ich bin da auch nicht verbohrt oder verbissen und verwende durchaus auch Alternativen. Aber ich bin sehr froh, dass wir zu den doch sehr invasiven autologen Entnahmen von einst nun Materialien haben, mit denen wir sehr gute Erfahrungen machen.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch!

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