hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

greenviu: Gemeinsam können wir den ökologischen Fußabdruck der Medizin verbessern!

Im Gespräch berichtet Dr. Dr. Markus Tröltzsch über die Intension und die Philosophie hinter greenviu. Er erläutert, wie Praxen und Kliniken den unnötigen Verbrauch von Ressourcen und Energie identifizieren, ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können, aber dabei die Hygiene-Vorschriften im Blick behalten.

Interview mit Dr. Dr. Markus Tröltzsch, Co-Founder & managing director greenviu

Wir dachten, die MKG-Praxen hätten aktuell gut zu tun – was hat Sie bewogen, dieses völlig neue aber sicher auch zeitaufwändige Feld zu beschreiten?

Markus Tröltzsch: Ja, unsere Praxis ist sicherlich nicht unterbeschäftigt, und auch mit Referenten-Tätigkeiten habe ich eigentlich insgesamt schon genug zu tun. Aber dieser Gedanke keimte in meinem Bruder und mir eigentlich schon in dem Moment, als wir uns entschlossen, nach Ansbach zurückzugehen und die seit 75 Jahren bestehende Praxis in dann dritter Generation weiterzuführen. Da haben Sie einfach einen anderen Zugang zu Tradition, denn Tradition weist immer auch in eine Zukunft, und da liegt der Nachhaltigkeitsgedanke und -wunsch einfach auf der Hand. Wir waren ehrlich gesagt immer geschockt, wenn wir nach einer OP auf den riesigen Müllberg zurückblickten, den wir hinterließen, und wollten das Thema daher unbedingt angehen. Nach guten sechs Monaten haben wir allerdings frustriert aufgegeben, weil wir weder eine geeignete Infrastruktur noch ein passendes Produktangebot fanden, und allein die Suche danach enorm zeitaufwändig war. Es scheiterte im Grunde schon daran, den eigenen CO2-Abdruck einmal seriös berechnen zu lassen.

Greenviu hat sich konzeptionell in drei Segmente aufgestellt: ´reduce – replace – compensate´. Wie identifiziere ich aber für meine Praxis, was in welchen Bereichen getan werden kann?

Markus Tröltzsch: Es wäre vermessen, sich einzubilden, die Medizin oder die Zahnmedizin auf ´zero waste´ reduzieren zu können. Das geht allein wegen vieler tatsächlich sinnvoller Hygiene-Vorschriften nicht. Andere Vorgaben kann man aber durchaus in Frage stellen. Darüber hinaus muss man Verfahren professionell aufbauen und standardisierte Wege schaffen, die auch nachvollziehbar sind, und das Ganze, so wie wir es getan haben, am besten auch sofort international aufziehen. Denn nur wenn viele mitmachen kann man Hebel in Bewegung setzen und einen Bedarfsdruck aufbauen. Inzwischen sind wir schon in 22 Ländern weltweit vertreten und bieten Praxen einen standardisierten Test, über den sie genau jene drei Bereiche in ihrem individuellen Umfeld analysieren können. Die Praxis liefert dazu so viele Daten, wie sie mag, wir analysieren diese Daten und geben sofort konkreten Rat, wo schädliche Umwelteinflüsse reduziert, durch weniger schädliche ersetzt oder, wenn beides nicht geht, kompensiert werden können. Wobei rein über die Mitgliedschaft bei greenviu bereits 10 Tonnen CO2 pro Mitglied kompensiert werden. Das Hauptziel bleibt natürlich die Vermeidung oder der Ersatz umweltschädlicher Produkte und Verfahren.

Kaum eine Zahnärztin oder Zahnarzt würden widersprechen, dass eine ökologisch nachhaltig geführte Praxis erstrebenswert ist – woran scheitern Überzeugungen und gute Vorsätze aktuell?

Markus Tröltzsch: Vermutlich an denselben Gründen wie in unserer Praxis – einem nicht vertretbaren Zeitaufwand und viel zu hohen Kosten. Daher ist eine ´Blaupause´, wie wir sie bieten, eine sehr gute Lösung, denn sie gibt nicht nur Orientierung, sondern auch eine schon bestehende Auswahl an besonders nachhaltigen Produkten mit direkter Bezugsquelle, wie bei uns über Hess Medizintechnik.

Gibt es nicht allein durch die besonderen Hygienevorschriften in der Medizin natürliche Grenzen für nachhaltige Produkte und Prozesse?

Markus Tröltzsch: Wie eben gesagt, Medizin und Zahnmedizin werden da immer an natürliche Grenzen stoßen. Es gibt allerdings durchaus auch Produkte und Verfahren, bei denen diskutiert werden darf, ob der vergleichsweise geringe hygienische Benefit in einem sinnvollen Verhältnis steht zu dem gigantischen ökologischen Fußabdruck, der gleichzeitig erzeugt wird. Auch hier wollen wir einen gewissen Druck aufbauen, um einige etwas ins Kraut geschossene Vorschriften wieder auf ein normales, hygienisch selbstverständlich immer noch einwandfreies Maß, zurückzuführen.

Nun begeistern Sie vielleicht viele Zahnärztinnen und Zahnärzte, aber nirgends bekommt man die geeigneten Produkte oder Prozesse, oder nur zu einem unvertretbar hohen Preis…

Markus Tröltzsch: Der Preis ist relativ – nehmen Sie allein die simplen OP-Handschuhe, die wir in Massen verbrauchen. Bei Billigprodukten sind oft schon die ersten fünf bis zehn im Karton beschädigt, weitere zerreißen beim ersten Versuch, sie anzuziehen, oder ich muss während der OP zwei oder drei Mal neue Handschuhe anziehen, weil eine ausgedehntere Handbewegung das Material sofort einreißen lässt. Vom zusätzlichen Stress, den so etwas mitten im konzentrierten Arbeiten erzeugt, einmal ganz abgesehen: Heruntergerechnet auf das einzelne Paar Handschuhe sieht die Rechnung gar nicht mehr so günstig aus. Wir haben kompostierbare Handschuhe mit null Ausschuss, also einer deutlich besseren Qualität. Und je mehr Praxen mitmachen, desto mehr Kanäle für solche Produkte werden sich öffnen, und über die Produktionsmenge werden die Preise sich dann auch den normalen Konditionen annähern. Übrigens bestätigen uns die Mitgliederpraxen durchweg, dass sie ihren Mitgliedsbeitrag bei greenviu allein durch unsere konkreten Ratschläge zu einem nachhaltigen Wirtschaften der Praxis wieder hereingeholt haben.

Warum haben Sie Ihre Organisation und Kampagne auf Englisch angelegt?

Markus Tröltzsch: Wir werden allein in Deutschland nicht das Klima retten. All diese Bemühungen müssen auf globaler Ebene ablaufen, daher war uns von Anfang an wichtig, im Wortsinne eine weltoffene Initiative zu starten. Wir können von Erfahrungen aus anderen Ländern auch nur profitieren – woanders hat man bestimmte Probleme manchmal schon viel besser gelöst als wir, oder hat trotz weniger strikter hygienischer Vorschriften an bestimmten Stellen kein Prozent mehr Infektionen oder Misserfolge. Das sind wertvolle Informationen, die allen nützen – egal, wo auf der Erde sie sich befinden.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Wo und wie kann ich Greenviu unterstützen oder, noch besser, mit meiner Praxis oder auch meinem Unternehmen der Initiative beitreten?

Markus Tröltzsch: Aktuell ist die Mitgliedschaft weiterhin ´on invitation only´, das heißt neue Mitglieder können nur auf Einladung von greenviu Botschaftern und greenviu Partnern aufgenommen werden. Als unser Partner dürfen Sie 300 Ihrer Leser exklusiv einladen, und Ihnen damit einen 10%-Nachlass auf den Mitgliedsbeitrag im ersten Jahr anbieten. Mit dem Code PIPVERLAG2022 sind diese dabei! Bitte tragen sie diesen Code sowohl im Feld: „Inviting Company“ als auch bei „Discount Code“ ein. Danke!

Herzliches Danke für dieses Gespräch!

Weitere Informationen