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PRF: Das doppelte Plus

Es war auf einer der letzten Präsenzveranstaltungen dieses Jahres, der Geistlich-Konferenz Anfang März, als Prof. Dr. mult. Shahram Ghanaati im Zusammenhang mit Plasmakonzentraten auf die Bedeutung der Augmentationsmaterialien hinwies. pip interessierte sich für die Details.

Interview mit Prof. Dr. mult. med. dent. Shahram Ghanaati, Zentrum für Chirurgie, Universitätsklinik Frankfurt am Main

pip: Ist nicht das PRF an sich ein ausreichender Faktor für die Verbesserung der Regeneration?

Shahram Ghanaati: Über den Fakt, dass PRF nicht gleich PRF ist, und dass es auch hier auf eine standardisierte und reproduzierbare Herstellung ankommt, haben wir dieses Jahr ja bereits gesprochen. Damit ist klar, dass PRF und die daraus gewonnen Zubereitungen kein ‚Produkt‘, sondern ein Katalysator für biologische Prozesse sind. Mithilfe von PRF ist es möglich, Materialien zu biologisieren und zu funktionalisieren – und selbstverständlich spielt es dabei eine Rolle, mit welchen Materialien man einen solchen Katalysator kombiniert und einsetzt.

pip: Sie betonen die Bedeutung einer indikationsspezifischen Anwendung – gilt das auch für die einzusetzenden Biomaterialien?

Shahram Ghanaati: Das gilt ja nicht nur im Zusammenhang mit PRF. Wir sollten inzwischen grundsätzlich soweit sein, augmentative Materialien sehr spezifisch nach Indikation einzusetzen, sei es in der GBR, als Alternative zu FST oder in der Weichgewebaugmentation.

pip: Welche Reaktionen konnten Sie bei den unterschiedlichen Biomaterialien beobachten?

Shahram Ghanaati: Die eigentliche Arbeit macht grundsätzlich das Knochenersatzmaterial oder die Membran – die Kommunikation aber zwischen diesen Komponenten und dem umgebenden Gewebe macht das Eigenblutkonzentrat. Ich vergleiche das gern mit der Trägerrakete eines Space-Shuttles, das Sie ins All bringen wollen. Bei der Bio-Gide und der Mucograft zeigte sich in unseren Untersuchungen z. B. nicht nur eine optimale Zelldurchdringung, sondern speziell bei der Mucograft auch eine gleichmäßige Biologisierung bis ins Zentrum. Gleichzeitig wurde die Struktur stabilisiert, was Handling, Applikation und Fixierung zusätzlich erleichtert. Die Fibro-Gide wurde durch die Biologisierung wiederum zusätzlich ‚vitalisiert‘ und bildete ein formstabiles biologisches Reservoir, aus dem die Gewebeintegration und die weichgewebige Heilung sehr gut unterstützt wurde. Die Funktionalität der Bio-Gide mit ihrer besonderen Bilayer-Struktur wird durch die Biologisierung mit flüssigem Blutkonzentrat verstärkt. Sie schaffen damit im Grunde ein intelligentes Release-System von bioaktiven Zellen und Wachstumsfaktoren zur besseren Unterstützung der Knochen- und Weichgewebsregeneration.

pip: Worin sehen Sie den Grund, warum sich die Biomaterialien von Geistlich besonders für eine Biologisierung mit PRF eignen?

Shahram Ghanaati: Ich darf kurz anmerken, dass ich kein Mitarbeiter von Geistlich bin. Und tatsächlich halte ich es sogar für wünschenswert, wenn sich auch andere im Markt befindliche Kollagenprodukte unseren Studien anschließen, um auch hier, wie wir es für Blutkonzentrate bzw. unser LLSC-Protokoll allgemein anstreben, eines Tages evidente und reproduzierbare Empfehlungen ausarbeiten zu können. Ich halte es durchaus für denkbar, dass auch andere Biomaterialien sich als geeignet herausstellen, nur sollte man dazu auch die entsprechenden klinischen Studien vornehmen. Festzuhalten bleibt, dass zur Biologisierung mit Eigenblutkonzentraten idealerweise Biomaterialien eingesetzt werden sollten, die keine oder nur eine sehr milde Fremdkörperreaktion induzieren – und hier haben sich die genannten Materialien von Geistlich als sehr geeignet gezeigt. Anhand des Ausmaßes der Fremdkörperreaktion muss letztlich indikationsbezogen entschieden werden, wo welches Biomaterial am besten geeignet ist.

pip: Sie mahnten in unserem letzten Gespräch eine standardisierte Vorgehensweise an, um belastbare Evidenz zu schaffen – kann ein Unternehmen wie Geistlich hier unterstützen?

Shahram Ghanaati: Es ist schon vorteilhaft, mit einem Unternehmen zusammenzuarbeiten, das sich grundsätzlich in einer wissenschaftlichen Herangehensweise und Dokumentation verwurzelt sieht. Wir stehen in einem engen Austausch und Geistlich zeigt sich sehr kooperativ, auch wenn wir einmal mit vielleicht vorderhand unbequemen Hinweisen kommen, was wir zusätzlich für unsere Untersuchungen brauchen oder was sonst noch zu tun bleibt.

pip: Herzlichen Dank für dieses Gespräch, Herr Prof. Ghanaati.

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