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Komplikationsmanagement einer Membranperforation beim externen Sinuslift

Eine Fallstudie von Dr. med. dent. Sandro Strößner, M.Sc.

Der externe Sinuslift ist ein vorhersagbares chirurgisches Verfahren zur Knochenaugmentation im Sinus maxillaris. Es gibt jedoch bekannte und gut dokumentierte Komplikationen, die auftreten können. Zu den häufigsten intraoperativen Komplikationen zählen die Perforation der Sinusmembran und Blutungen. Im vorliegenden Fall wird die Möglichkeit der intraoperativen Perforationsdeckung beim einzeitigen Sinuslift im Detail und die anschließende prothetische Versorgung gezeigt.

Planung des externen Sinuslifts

Anhand des Fallbeispiels soll im Folgenden das praktische Vorgehen beim externen Sinuslift beschrieben werden. Eine 60-jährige Patientin stellte sich mit nicht erhaltungsfähigen 27 und 28 sowie dem Wunsch nach festem Zahnersatz regio 27 in unserer Praxis vor. Nach Extraktion von 27 und 28 sollte die Freiendsituation im Oberkiefer links mit einem Implantat versorgt werden. Wir planten einen externen Sinuslift und ein einzeitiges Prozedere bei einer Restknochenhöhe von ca. 5 mm in regio 27 anhand des DVT und eines Intraoralscans der Ausgangssituation (Abb. 1-7). Die Implantation sollte schablonengeführt für eine optimale Positionierung des Implantates im Sinne des Backwardplannings und eines standardisierten Workflows erfolgen. Implantatposition, -durchmesser und Implantatachse wurden mit der Software ICX Magellan X (medentis) am PC geplant.

Operation

Im ersten Schritt wurde ein Mukoperiostlappen zur Darstellung der lateralen Kieferhöhlenwand über einen krestalen Kieferkammschnitt im Bereich der Linea alba gebildet. Um eine gute Übersicht zu gewährleisten, reichte eine intrasulkuläre Extension des Lappens nach mesial bis regio 24 aus. Vertikale Inzisionen waren nicht nötig. Danach wurde das Knochenfenster regio 27 mit rotierenden Instrumenten präpariert (Abb. 7).

Komplikation: Perforation der Schneider’schen Membran 

Nach vorsichtigem Lösen der Schneider’schen Membran kam es zu einer ca. 3 mm großen Perforation (Abb. 8). Die Schneider’sche Membran wurde weiter mobilisiert — mesial, distal und bis zur medialen Kieferhöhlenwand. Dieser Schritt ist entscheidend. Bei ungenügender Sicht auf die Perforation muss gegebenenfalls auch das laterale Knochenfenster erweitert werden, bis die Perforation vollständig sichtbar ist. Gerade bei Perforationen der Membran hilft hierbei die Anwendung piezo-chirurgischer Instrumente, die das Ablösen der Membran vom Knochen wesentlich erleichtern und auch durch die stetige Spülung mit Kochsalzlösung eine sehr gute Sicht auf das OP-Gebiet gewährleisten. Als nächstes wurde die Perforation mit einer Jason Membran 15 x 20mm (Straumann) und einer PRF-Membran abgedeckt (Abb. 9-11).

Aufbereitung des Implantatbetts und Insertion 

Nun erfolgte die schablonengeführte Aufbereitung des Bohrstollens bis zu einem Bohrerdurchmesser von 3,75 mm (ICX, medentis) aufgrund des weichen Knochens (D4 nach Misch). Durch die Unteraufbereitung des Bohrstollens wird eine höhere Primärstabilität bei Implantatinsertion erreicht. Das Knochenersatzmaterial (Xenograft, Straumann) wurde mit Eigenknochen (50 %, Safescraper) und PRF (10 %) gemischt und in den Sinus eingebracht.

Ein Gemisch aus 50 % Eigenknochen und 50 % xenogenem Knochenersatzmaterial weist eine höhere Volumenstabilität auf als reiner Knochen und wird als Goldstandard betrachtet. Danach erfolgte die Implantatinsertion (4,1 x 8 mm ICX Premium, medentis) sehr langsam und schonend (Abb. 12-14). Ein langsames Inserieren des Implantats hält die Temperatur des Knochens niedrig und trägt zu einer Osseointegration bei. Bei diesem Vorgang wird das Augmentat verdrängt und die Schneider’sche Membran noch etwas weiter angehoben. Hierbei ist Vorsicht geboten, um die Membran nicht zu stark zu belasten. Das Implantat wurde zur geschlossenen Einheilung mit einer Verschlussschraube versehen. 

Zum Abschluss der OP wurde das laterale Knochenfenster mit einer weiteren Jason Membran abgedeckt. Anschließend erfolgte eine Periostschlitzung zur weiteren Mobilisation des Lappens und zur Fixation mittels Naht (Supramid 4.0). Der Nahtverschluss sollte besonders spannungsfrei erfolgen, auch im Hinblick auf eine postoperative Schwellung (Abb. 13-16). 

Freilegung nach vier Monaten

Nach vier Monaten erfolgte die Freilegung mit Intraoralscan der Implantatposition und Insertion eines Gingivaformers (Abb. 17, 18). Anschließend wurde ein Langzeitprovisorium zur Ausformung des Emergenzprofils (PMMA-Krone auf TiBase) mit der InLab-Software (Sirona) hergestellt und eingegliedert. 

Herstellung und Eingliederung der finalen Versorgung 

Nach vier Wochen erfolgte ein weiterer Scan des Emergenzprofils und die finale Restauration aus Zirkonoxid (YML-Katana, Kuraray Noritake) wurde angefertigt und mit einer TiBase verklebt im Mund verschraubt. Der Schraubenkanal wurde anschließend mit Teflon, Prime&Bond Uni und Ceram adhäsiv verschlossen (Abb. 21-24). 

Dr. med. dent. Sandro Strößner, M.Sc.

  • 2007-2012 Studium der Zahnmedizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 2012 Staatsexamen Zahnmedizin, Approbation als Zahnarzt
  • 2013-2017 Zahnarzt in der Zahnarztpraxis am Märchenbrunnen in Weißenfels
  • Seit 2017 Inhaber der Zahnarztpraxis Dr. Strößner + Team
  • 2020-2022 Studium Orale Implantologie und Parodontologie an der Steinbeis-Hochschule Berlin, abgeschlossen mit dem akademischen Grad Master of Science (M.Sc.) 

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