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Der Gamechanger bei implantatgestützten Konuskronen

Individuell, funktionell, universell, digital 

Konuskronen gelten gemeinhin als kostenintensive und techniksensitive Konstruktionen [1], nicht zuletzt aufgrund ihrer zahlreichen Parameter. Allen voran Friktion und Materialauswahl, die es exakt aufeinander abzustimmen gilt. Demgegenüber beschreibt der Fallbericht, wie eine Patientin – unabhängig von ihrem Implantatsystem – mit dem RevoCone-Konzept in einem durchgängig digitalen Workflow mit patientenindividuell gefrästen Abutments und konfektionierten Primär-, Sekundär- und Friktionselementen langzeitstabil und kostenreduziert implantatprothetisch sofort versorgt werden kann.

Der als revolutionär zu bezeichnende Gamechanger beim RevoCone-Konzept ist der inverse Ablauf: im vorliegenden Fall werden nicht die Primärkronen den Abutments, sondern umgekehrt, die Abutments den industriell präfabrizierten Primärkronen angepasst. Notwendig hierfür sind lediglich Prefab- Abutments mit der Anschlussgeometrie des inserierten oder vorgesehenen Implantatsystems. Somit ist der Behandler nicht an ein bestimmtes Implantatsystem gebunden und hat freie Hand. Darüber hinaus kann er die Implantate je nach Knochenstruktur setzen und muss dabei keine systembedingt vorgegebenen Neigungswinkel berücksichtigen. Lage und Neigung der geplanten Implantate werden digital erfasst und die Prefabs gemäß den STL-Daten der Innenkonfiguration der Primärkrone gefräst. Die Primär- und Sekundärkrone sowie die Caps selbst sind industriell präzisionsgefertigt und kalibriert und somit optimal aufeinander abgestimmt. Verschiedene Caps ermöglichen unterschiedliche Abzugskräfte (0, 4, 8, 12, 16 N) von herausnehmbar bis bedingt herausnehmbar. Das RevoCone- Konzept mit seinen lediglich vier Komponenten ist leicht beherrschbar und lässt sich ohne Umstellungen als problemlose Versorgungsvariante in den Praxisablauf integrieren (Abb. 1). 

Fallbericht

Bei der 60-jährigen Patientin war nach Extraktion und Abheilung im Unterkiefer eine Sofortversorgung mit Teleskopen auf vier Implantaten indiziert. Die digitale Positionierung der Implantate kann beim RevoCone-Konzept gemäß der Knochenmorphologie erfolgen. Anhand der gematchten Datensätze wurden nicht nur die Bohrschablone digital konstruiert, sondern auch alle weiteren Schritte wie Implantation, Einprobe der Primär- und Sekundärstrukturen sowie Gestaltung und Einprobe des Gerüstes digital vorgenommen (Abb. 2-5). Im vorliegenden Fall wurden über die mit Pins fixierte Bohrschablone (Sky pro guide, bredent medical) vier Copa Sky-Implantate (bredent medical) in Tiefe und Angulation wie geplant inseriert: regio 35 und 45 mit 4,5 x 12 mm sowie regio 32 und 42 mit 4,5 x 14 mm. 

Unmittelbar nach der Insertion wurden die zuvor individualisierten RevoCone-Bases – ganz im Sinne einer One-Time-Therapie – auf den Implantaten definitiv verschraubt und im nächsten Schritt die RevoCone-Cones – zum Schutz unter Kofferdam – darauf verklebt (DTK, bredent). Nun konnten die Sekundärkomponenten – Housings und Caps – zur Probe aufgesetzt und die Konstruktion zusammen mit der vorgefertigten Gerüststruktur röntgenologisch auf den spannungsfreien Sitz kontrolliert werden. Dazu wurden Caps mit der Abzugsstärke 0 verwendet. Anschließend wurden die Housings intraoral mit der Gerüststruktur verklebt, die vorgesehenen, definitiven gelben Caps in das Housing eingesetzt und der Kieferkamm vernäht. Nur wenige Stunden später konnte die zwischenzeitlich vom Zahntechniker finalisierte Teleskopprothese eingegliedert werden. Hierbei schiebt sich jeweils das Housing (Sekundärstruktur) über einen umlaufenden Retentionswulst in der Base (Primärstruktur), rastet ein (Snapeffekt) und signalisiert damit dem Patienten den definitiven Sitz der Restauration. 

Die gelb kodierten Caps mit ihrer 8 N Abzugskraft können nach Einheilung der Implantate vom Patienten zur täglichen Hygiene ohne weiteres aus- und eingegliedert werden. Im Sinne einer langfristigen wie auch erschwinglichen Versorgung wurde die Zahnreihe mit anatomisch gestalteten, mehrschichtigen Konfektionszähnen aus Polymer-Komposit (neo lign, bredent) aufgestellt (Abb. 6-15). 

Fazit

Auf der Grundlage eines konsequent digitalen Workflows und hochpräziser industrieller Fertigung sind mit dem neuen inversen RevoCone-Verfahren alle funktionalen, ästhetischen und qualitativen Vorzüge einer herkömmlich gefertigten implantatprothetischen Teleskopversorgung [2,3] gegeben – allerdings zu deutlich niedrigeren und damit hochattraktiven Kosten für den Patienten bei gleichzeitig hoher Effizienz in der Praxis sowie im Labor. 

Damit lassen sich gerade auch unter wirtschaftlichen Aspekten neue Patientengruppen für eine Doppelkronenversorgung erschließen. Die stetig wachsende Patientengruppe der aktiven Über-60-Jährigen kann sich mit RevoCone eine attraktive Zahnversorgung „leisten“, ohne dadurch auf liebgewonnene Aktivitäten aufgrund hoher Zahnarztkosten verzichten zu müssen [4]. 

Chairside rücken noch weitere, interessante Aspekte in den Fokus: Da das RevoCone-Konzept nicht von bestimmten Implantatsystemen abhängt, lassen sich mit entsprechend konformen Prefab-Abutments vorhandene festsitzende Arbeiten neu versorgen oder ohne großen Aufwand in herausnehmbare umarbeiten. Ebenso einfach kann bei zahngetragenen Teleskopversorgungen eine strategische Pfeilervermehrung durchgeführt werden. 

Autor

Dr. med. dent. Tim Übermuth

  • 1999 Promotion Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
  • 2004 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (BDIZ, DGI)
  • seit 2008 Referent & Trainer „guided implant surgery“
  • 2011 „Master of Science in Oral Implantology“ (DGI), Erteilung des Patentes DE 10 2008 058 305 B4 für ein implantatprothetisches Konzept
  • 2012 Trainer Implantologie (IFZI-Fortbildungsinstitut, Nürnberg)
  • 2014 Leitung „DGI-Qualitätszirkel Celle“ „Master of Science in Oral Implantology and Periodontology“ (DGI)
  • 2020 Akad. Lehrpraxis der DTMD University, Luxembourg
  • 2021 Leitung „iCAD-Fortbildungsinstitut, Celle, German Innovation Award für RevoCone

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