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Digital geplante Sofortimplantation mit Sofortversorgung

Die navigierte Implantation und die Sofortimplantation haben viele Vorteile. Eine navigierte Implantation vereinfacht das chirurgische Vorgehen, verkürzt die Behandlungsdauer, minimiert das Operationsrisiko und liefert vorhersagbare Ergebnisse. Zudem ist eine prothetische Versorgung planbarer. Die Sofortimplantation ist ein vorhersagbares und erfolgreiches Behandlungsverfahren. Hierbei werden die vorhandenen anatomischen Strukturen bei einer hart- und weichgewebsschonenden Extraktion erhalten. Somit erspart man dem Patienten mehrere Eingriffe oder sogar aufwendigere Therapien.

Ausgangssituation

Kurz vor Weihnachten kam ein 19-jähriger Patient zur Kontrolluntersuchung. Der anamnestisch unauffällige Patient wies einen Fistelgang zwischen 12 und 11 auf. Die radiologische Untersuchung (Abb. 1, 2) ergab eine interne Wurzelresorption. Der Patient erzählte, dass er vor ca. zehn Jahren ein Frontzahntrauma erlitten hatte. Der avulsierte Zahn 11 wurde damals endodontisch behandelt, reponiert und geschient. 

Planung

Der Zahn 11 wurde mit der Fistel als nichterhaltungswürdig eingestuft, doch wie sollte der nichterhaltungswürdige Zahn 11 ersetzt werden? Nach Aufklärung und ausgiebiger Abwägung entschied sich der Patient mit seiner Mutter für eine Implantation. Das noch bestehende Wachstum beim Sohn, was angesichts der Größe von zwei Metern als planbar eingestuft wurde, wurde von der Mutter als nicht relevant betrachtet. 

Anhand der DVT (Abb. 3) konnte ein zweiwandiger Knochendefekt (palatinal und distal) bestimmt werden [1]. Danach sollte eine GTR-Technik nach der Implantatinsertion angewendet werden [2]. Um genügend Primärstabilität in der Extraktionsalveole zu erhalten, wurde ein Implantat mit ausladendem Gewinde wie das MegaGen AnyRidge in entsprechender Länge benötigt, um eine Primärstabilität zu generieren. Mit der Planungssoftware R2Gate (MegaGen) wurden die optimale Implantatlänge, -durchmesser und -position festgelegt (Abb. 4). Die vollnavigierte Bohrschablone konnte im 3D-Drucker (Pro S, Sprintray) gefertigt werden. 

Aufgrund der Knochenanalyse durch die Planungssoftware R2Gate (D3-Knochenqualität) und des Implantatdesigns (Abb. 5) konnte mit einer hohen Primärstabilität gerechnet werden. Dies generierte Planungssicherheit, um eine Sofortversorgung herstellen zu dürfen. Ferner hatte der Patient den Wunsch alles in einer Sitzung zu erledigen und „ohne Lücke herumzulaufen“.

Chirurgisches Verfahren

Nach erfolgreicher Antibiose mit Amoxicillin/Clavulansäure und Jod-Mundspüllösung wurde der Zahn 11 schonend extrahiert (Abb. 6-8). Die Extraktionsalveole wurde mit einem ER:YAG-Laser (AdVerlEvo, Morita) gereinigt, um das Infektionsrisiko zu minimieren [4,5]. 

Mithilfe der Bohrschablone konnte das Bohrprotokoll sicher eingehalten werden und das Implantat (AnyRidge, Ø 4,5mm, Länge 13 mm) mit ca. 40 Ncm inseriert werden (Abb. 9-11). Die ISQ-Messung ergab Werte von 73 BL und 75 MD. Das bedeutet, dass eine genügend vorhandene Primärstabilität gegeben war und das Implantat mit einer Krone sofort versorgt werden darf [3]. 

Nun wurde während der OP das inserierte Implantat eingescannt, um eine Sofortversorgung herstellen zu können (Abb. 12). Die e.max-Krone wurde im Cerec-Workflow hergestellt und dem Patienten später eingesetzt (Abb. 13). Da die Implantatkrone die Extraktionsalveole vollständig verschließt, wird eine weitere Wundversorgung obsolet. Während der Kronenherstellung wurde ein Bindegewebstransplantat aus dem Gaumen entnommen (BGT) und als Resorptionsschutz bukkal in eine zuvor präparierte Tasche eingebracht (Abb. 14, 15) [6]. Der restliche Hohlraum der Alveole wurde mit einem xenogenen Knochenersatzmaterial (KEM) aufgefüllt. PRF-Materialien, die in diesem Fall wundheilungsunterstützend gewesen wären, wollte der Patient nicht. 

Um eine beschleunigte Knochenheilung trotzdem zu generieren, wurde das KEM zuvor mit einer kreuzvernetzten Hyaluronsäure versetzt (Hyadent BG, Regedent) [7]. Abschließend wurde die fertige Implantatkrone eingebracht (Abb. 16-18), die Extraktionsalveole vollständig verschlossen und die statische und dynamische Okklusion überprüft. Die Fäden wurden 14 Tage später entfernt und zeigten dabei eine stabile Situation (Abb. 19-21). 

Die weiteren Kontrollen, drei (Abb. 22, 23) und fünf Monate postoperativ (Abb. 24-25) zeigten stabile, entzündungsfreie Verhältnisse. 

Schlussfolgerung

Der Patientenwunsch, alles mit nur einem Eingriff zu lösen und „lückenlos herumzulaufen“, konnte erfüllt werden. Der Patient ist sehr zufrieden mit diesem Ergebnis. Der Erfolg basiert in diesem Fall auf mehreren Faktoren. Die richtige Indikationstellung, digitale Planung, atraumatische Extraktion, navigierte Implantation und hohe Primärstabilität. Der letzte Aspekt hängt von der richtigen Wahl des Implantatdesigns ab und entscheidet darüber, dass eine Sofortversorgung möglich ist. Die anderen Aspekte führen dazu, dass die Implantation risikoarm bzw. fast schon einfach war und entschieden darüber, wie gut die vorhandene Biologie mitgenutzt werden konnte. 

Autor

Dr. med. dent. Alexander Volkmann

  • 2000 bis 2005 Studium der Zahnmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • 2006 Approbation als Zahnarzt
  • 2006 bis 2010 Weiterbildung zum FZA Oralchirurgie
  • 2007 Promotion zum Dr. med. dent. an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • 2008 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (LZÄKTH)
  • 2010 Fachzahnarzt für Oralchirurgie
  • 2010 Niederlassung in eigener Praxis für MKG und Oralchirurgie in Eisenach
  • 2012 Neugründung einer Zweitpraxis in Jena gemeinsam mit Dr. Reuter
  • 2012 Studienaufenthalt Oral & Maxillofacial Surgery, Brooklyn NY
  • 2016 Mitglied des erweiterten Vorstand MVZI (DGI)
  • 2019 Vorstandsmitglied des MVZI (DGI)
  • Seit 2007 regelmäßige Vorträge zur Weiter- undFortbildung im In- und Ausland

volkmann@facelookconcept.de

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