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Implantologische Sofortversorgung mit Echtzahnprovisorium

Fallbericht zur Sofortimplantation nach Frontzahntrauma

Der Erfolg einer implantologischen Therapie hängt zu einem hohen Maße von der Patientenzufriedenheit ab. Hierfür spielen ein möglichst hoher Behandlungskomfort sowie eine zeitnahe adäquate Versorgung eine entscheidende Rolle. Die Sofortimplantation mit Sofortversorgung ist bei entsprechender Voraussetzung das Vorgehen der Wahl. Dargestellt wird ein Patientenfall, bei dem der Zahn 21 implantologisch ersetzt und mit dem Echtzahn die provisorische Sofortversorgung realisiert worden ist. Werden die Indikationen einer Sofortimplantation eingehalten, verspricht das Verfahren hohe Erfolgsquoten. Die Datenlage bestätigt, dass ein mit der konventionellen Spätimplantation vergleichbares Ergebnis erzielt werden kann [6,12]. Ein Blick auf Metaanalysen und systematische Reviews attestiert den hervorragenden Hart- und Weichgewebeerhalt [8,9]. Und auch aus der Patientenperspektive betrachtet stellt sich die Sofortimplantation sehr attraktiv dar.

Unter anderem im Frontzahngebiet wird das sofortige Setzen eines Implantates mit gleichzeitiger prothetischer Versorgung oft zur Option der Wahl. Zusätzlich zu klinischen Voraussetzungen ist für die Sofortimplantation ein entsprechendes Implantatsystem zu wählen. Besonders dafür geeignet ist beispielsweise NobelActive (Nobel Biocare) [3,4,13]. Dies zeigen z. B. die Daten einer Metaanalyse mit mehr als 73 Studien [7]. Demnach unterscheiden sich die Erfolgsquoten von Sofortimplantationen und Spätimplantationen nicht signifikant.

Karl et. al. stellten dar, dass das NobelActive-System durch das Erzielen einer hohen Primärstabilität für dieses Vorgehen prädestiniert ist. Im nachfolgend gezeigten Fall wurde jedoch das parallelwandige Implantat (NobelParallel CC, Nobel Biocare) gewählt [1,11], um eine möglichst große Knochenkontaktfläche und Stabilität zu erhalten. Das Design der Implantatspitze ermöglicht eine bikortikale Verankerung, die auch bei geringerer Knochendichte eine hohe

Primärstabilität gewährt [10]. Zudem ist bei der Sofortbelastung die Oberflächenmorphologie des Implantates entscheidend, die das Knochenwachstum anregen und beschleunigen soll [2]

Ausgangssituation

Bei dem 38-jährigen Patienten frakturierte Zahn 21 durch einen Unfall während eines Fußballspiels. Der Zahn wurde bei der Erstbehandlung in der Unfallklinik reponiert und die Zahnreihe anschließend zur primären Sofortversorgung geschient (Abb. 1). Einige Tage später konsultierte der Patient die Zahnarztpraxis. Bei einer Diagnose am DVT zeigte sich die Querfraktur des Zahnes (Abb. 2). Der umgebende Knochen schien unversehrt.

Therapieentscheidung

Versuch des Zahnerhalts oder Extraktion? Nach einem Frontzahntrauma gilt es, schnell und wohlüberlegt zu entscheiden. Bei einer Querfraktur im Wurzelbereich könnte es unter Umständen gelingen, einen Zahn mit restaurativen endodontischen Maßnahmen zu erhalten. In diesem Fall jedoch musste aufgrund des Verlaufs der Querfraktur und der geringen Wurzellänge die Vorhersagbarkeit eines Zahnerhalts als gering beurteilt werden. Im Sinne des bestmöglichen Ergebnisses fiel die Entscheidung für die Extraktion des Zahnes. Um der umfangreichen Knochenresorption vorzubeugen und dem Rückgang des Weichgewebes entgegenzuwirken, wurde eine Sofortimplantation geplant [5]. Die Sofortimplantation entspricht dem Ansinnen einer präventiv ausgerichteten Zahnmedizin. Da das Implantat direkt in die Extraktionsalveole inseriert wird, ist der Knochenabtrag beim Aufbereiten des Implantatbettes deutlich reduziert. Allerdings sind die Voraussetzungen für eine Sofortimplantation eng gesteckt (Grafik 1) und die Herausforderungen für den Zahnarzt hoch (Grafik 2). Eine ausreichend dicke Gingiva begünstigt das Ergebnis einer Sofortimplantation. Allerdings stellt ein dünner Biotyp nicht automatisch ein Ausschlusskriterium dar. Unter gewissen Voraussetzungen sind Weichgewebeersatzmaterialien (z. B. creos mucogain, Nobel Biocare) eine gute Alternative zu autologen Bindegewebetransplantaten.

Fazit

Werden die multiplen Faktoren bei der Prädiagnostik sowie während des chirurgischen Eingriffs beachtet, kann mit der Sofortimplantation ein langzeitstabiles Ergebnis erzielt werden. Bei der Wahl des Implantatsystems spielen Implantatdesign, -länge und -durchmesser eine große Rolle. Konische Implantate ermöglichen eine Knochenkompression und scheinen eine bessere Primärstabilität sowie eine günstigere Belastungsverteilung zu gewähren. Für eine Sofortbelastung ist beispielsweise die Oberflächenmorphologie entscheidend, die das Knochenwachstum anregen und beschleunigen soll [2]. Beispiel ist die TiUnite-Oberfläche (Nobel Biocare), welche die Osteokonduktivität fördert und die Osseointegration beschleunigt [7]. Die Sofortimplantation ersetzt nicht das konventionelle Implantatprotokoll, ist aber eine sinnvolle Ergänzung im implantologischen Alltag.

frag pip - Situation mit definitiven Vollkeramikkrone

Autor

Dr. med. dent. Christoph Wenninger

  • 2001-2006 Studium der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der „Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität“, Bonn
  • 2007-2009 Assistenzzeit in einer freien Praxis bei Brühl
  • 2009-2014 Angestellter Zahnarzt in der Kaiserbergklinik, Duisburg
  • 2015-2016 Zahnärztliche Leitung Kaiserbergklinik
  • Seit 2017 Übernahme u. Niederlassung in eigener Praxis im Duisburger Süden
  • Promotion in der Oralmed. Technologie der Universität Bonn mit dem Thema: „Numerische und Experimentelle Analyse sofortbelasteter Implantate mit unterschiedlicher Insertions- tiefe“
  • Master of Science Oralchirurgie/Implantologie
  • K Abschluss des dreijährigen Studiums an der Donau Universi-
  • tät Krems. Thema der Masterthese: „Feste Zähne an einem Tag. Attraktives Werbeversprechen oder Realität, Techniken, Voraussetzungen und Umsetzung“
  • Master in Aesthetics am renommierten Rosenthal Institute an der New York University

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