hero-ribbon

Neuigkeiten zur IDS hier auf www.frag-pip.de

Versorgung mit zweiteiligen Sofortimplantaten in der ästhetisch relevanten Zone 

Im Frontzahnbereich – der ästhetisch relevanten Zone – müssen Behandelnde spezielle Herausforderungen bewältigen, um dem wachsenden Patientenwunsch nach Sofortversorgungen mit Implantaten Rechnung tragen zu können. Aufgrund der hohen Sichtbarkeit dieses Bereichs sind eine präzise Implantatpositionierung und ein sorgfältiges Weichgewebsmanagement von großer Bedeutung. Auch sollte in diesem Bereich ein Implantatsystem angewendet werden, das in der Lage ist, gesunde und stabile Hart- und Weichgewebe und in der Folge eine exzellente Ästhetik sicherzustellen. 

In einer kürzlich veröffentlichten unabhängigen Langzeitstudie über neun Jahre hat das zweiteilige Patent Implantatsystem (Zircon Medical Management) gezeigt, dass es genau dies über einen langen Zeitraum hinweg gewährleisten kann [1]. Darüber hinaus wurden in dieser Studie nach neun Funktionsjahren sogar klinische Verbesserungen der Weichgewebeverhältnisse beobachtet. Aus diesen Gründen ist es gut für implantatgetragene Versorgungen im ästhetisch relevanten Frontzahnbereich geeignet. Im Folgenden stellen die italienischen Spezialisten Dres. PhD Fabio Rossi und PhD Filippo Battelli einen klinischen Fall vor, in dem insuffiziente endodontische Restaurationen im anterioren Oberkiefer einer Patientin entfernt und dieser Bereich mit zweiteiligen Patent Sofortimplantaten versorgt wurde. 

Ausgangssituation

Die 55-jährige Patientin stellte sich im November 2021 in der Praxis vor. Aufgrund von insuffizienten Wurzelstiftversorgungen der endodontisch behandelten Zähne 11 und 21 äußerte sie den Wunsch nach einer implantatgetragenen Versorgung in diesem Bereich. Die röntgenologische Untersuchung mittels DVT ergab, dass in den Regiones 11 und 21 ein ausreichendes Knochenangebot für die geplante Implantation vorhanden war (Abb. 1). 

Behandlungsplanung

Die digitale Planung der Implantatpositionierung und das Design der Bohrschablone erfolgten anhand der Planungssoftware coDiagnostiX (Dental Wings; Abb. 2). Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs war geplant, die alten Restaurationen zu entfernen, die verbleibenden Zahnwurzeln zu extrahieren und zweiteilige Zirkonoxidimplantate (Patent Implantatsystem, Zircon Medical Management) als Sofortimplantate in die Extraktionsalveolen einzusetzen. Die Implantate sollten zur transmukosalen Einheilung belassen werden. Weiter war geplant, die Implantate in regio 11 und 21 mit einem von den Nachbarzähnen getragenen Provisorium zu versorgen, um die Implantate während der Einheilung zu schützen und Ästhetik zu gewährleisten. Dies würde es der Patientin ermöglichen, die Praxis nach dem Eingriff ohne offensichtlich fehlende Zähne zu verlassen. Auch war geplant, die Glasfaserstifte, die als Aufbauten der verwendeten zweiteiligen Implantate dienen, zu zementieren und zu präparieren, sobald die Implantate erfolgreich integriert waren und die Heilung abgeschlossen war. 

Chirurgisches Vorgehen

Nach dem Verabreichen der Lokalanästhesie wurden vestibuläre Inzisionen in den Regiones 11 und 21 vorgenommen, um die Entfernung der alten Restaurationen zu erleichtern (Abb. 3). Nachdem diese entfernt worden waren, wurden die darunter liegenden Wurzeln extrahiert (Abb. 4).

Anschließend wurden die Extraktionsalveolen sorgfältig kürettiert, um fibröses Gewebe vollständig zu entfernen. Dann wurde die Bohrschablone eingesetzt (Abb. 5) und die Osteotomien wurden gemäß des Bohrprotokolls des Implantatherstellers unter Wasserkühlung präpariert (Abb. 6). 

Die finale Bohrung wurde ohne Bohrschablone durchgeführt. Nach der Implantatbett-Aufbereitung wurden die zweiteiligen Sofortimplantate mit einem Durchmesser von 4,1 mm und einer Länge von 11,0 mm (Patent Implantatsystem, Zircon Medical Management) unter Verwendung des herstellerseitig zur Verfügung gestellten Eindrehwerkzeugs in die Bohrstollen eingebracht. Dabei wurde ein maximales Drehmoment von 35 Ncm nicht überschritten, um die Wärmeentwicklung zu minimieren und die Knochenvitalität im Bereich des Implantatlagers folglich zu erhalten. 

Die epigingival positionierten Implantate erreichten eine ausreichende Primärstabilität (Abb. 7, 8). Die Stellen wurden sorgfältig spannungsfrei vernäht (Abb. 9), bevor die provisorische Versorgung verklebt wurde, um die Implantate während der Einheilung vor okklusalen Belastungen zu schützen und Ästhetik zu gewährleisten (Abb. 10). 

Einheilung und prothetische Versorgung 

Bei der dreitägigen Nachuntersuchung verlief die Heilung ereignislos. Nach einer Woche war bereits eine vorteilhafte Weichgewebsreaktion um die inserierten Implantate erkennbar (Abb. 11). Diese lässt sich auf die Kombination aus Soft-Tissue-Level-Design, maschinierter transgingivaler Oberfläche und überaus gewebefreundlichem Material (Yttrium-stabilisiertes Zirkonoxid) des Patent Implantatsystems zurückführen und wurde wissenschaftlich nachgewiesen [1-3]. 

Nach dreißig Tagen war die Einheilung immer noch unauffällig (Abb. 12). Nach einer erfolgreichen Einheilzeit von zwei Monaten wurden die 3C Verbindungen der integrierten Implantate gereinigt und ein dualpolymerisierender Zement (RelyX Universal, 3M Espe) wurde auf die Spitzen der vorgefertigten Glasfaserstifte appliziert, bevor diese in die Verbindungen eingesetzt wurden (es wurde lediglich eine kleine Menge Zement verwendet, um sicherzustellen, dass die Stifte den Boden der Verbindungen erreichen). Der Zement wurde anschließend lichtgehärtet. Hiernach wurden die zementierten Glasfaserstifte mit einem Hochgeschwindigkeitsdiamantbohrer präpariert (Abb. 13). Überschüssiger Zement wurde gründlich entfernt. 

Mit einem Intraoralscanner wurde ein digitaler Abdruck des gesamten Zahnbogens einschließlich der präparierten Glasfaserstifte genommen, der als Grundlage für die Anfertigung der finalen Kronen durch das Dentallabor diente (Abb. 14). Danach wurden die präparierten Stifte mit Glycerinöl isoliert und anschließend neue provisorische Kronen mit einer provisorischen Zementmi- schung darauf befestigt (Abb. 15). 

Nach dreimonatiger Einheilung wurden die finalen Kronen zementiert (Abb. 16). Bei den Nachuntersuchungen eine Woche und einen Monat nach der defifinitiven Versorgung war ein „creeping Attachment“ der Gingiva mit einer sichtbaren Volumenzunahme erkennbar (Abb. 17, 18). Bei der Nachuntersuchung nach sechs Monaten wurden die Weichgewebeverhältnisse als gesund und stabil beurteilt und das Behandlungsergebnis aus ästhetischen Gesichtspunkten als sehr zufriedenstellend bewertet (Abb. 19). 

Fazit

Mit dem im beschriebenen Fall verwendeten zweiteiligen Implantatsystem lassen sich dank seiner natürlich wirkenden Farbe und seiner vorteilhaften Weichgewebsreaktion, die wissenschaftlich nachgewiesen wurde, ästhetische Versorgungen im Frontzahnbereich realisieren und die Stabilität der Hart- und Weichgewebe erhalten [1-3]. 

Dank des Soft-Tissue-Level-Designs, das einen Mikrospalt auf dem subgingivalen respektive krestalen Niveau vermeidet, der maschinierten transgingivalen Oberfläche, die eine starke Anheftung von Weichgewebe ermöglicht, sowie des gewebefreundlichen und plaquehemmenden Materials des verwendeten Implantatsystems, sind zudem langfristige Behandlungserfolge mit minimalem Periimplantitis-Risiko zu erwarten [1]. 

Die Autoren

Dr. PhD Fabio Rossi

  • Praktizierender MKG-Chirurg und Implantologe, Bologna (IT)
  • 1986 Diplom Dentale Technologie, I.A.S.A. Scuola Per Odontotecnici Bologna
  • 1993 Abschluss in Zahnmedizin u. Prothetik, Universität Ferrara, IT
  • 2012 Doktor (PhD) in Implantologie, Universidade Estadual Paulista (UNESP) São Paulo
  • Expertise in Implantologie u. chirurg. Tumorent- fernung im Kopf- und Nackenbereich
  • Tätig als Oralchirurg und Implantologe in versch. Praxen, Italien
  • Seit 1994 Leitender Zahnarzt im Studio Dentistico, Bologna
  • Autor wissenschaftl. Publikationen, unter anderem in Clinical Oral Implants Research und International Journal of Periodontics & Restorative Dentistry 

farossi@libero.it
studioodontoiatrico-dottrossi.it

Dr. PhD Filippo Battelli

  • 1995 Abschluss als Zahntechniker, Universität Bologna
  • 2003 Abschluss mit Auszeichnung: Zahnmedizin u. Dentale Prothetik, Universität Bologna
  • Seit 2003 Teilnahme am Dentalservice für Menschen mit Behinderung, Universität Bologna
  • 2013 Doktor (PhD) in Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung, Universität Bologna
  • 2017 Partnerschaft mit Prof. Claudio Marchetti, Abt. für Oralchirurgie u. Implantologie v. DIBINEM, Universität Bologna
  • Seit 2004 Studio Dentistico in Bologna
  • Äshtetik Rehabilitationen und Implantatprothetik
  • Autor und Co-Autor wissenschaftlicher Publikationen in internationalen Journalen 

studiobattelli.ass@gmail.com