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Deutscher Implantologen Tag: Implantologie vernetzt

Erstmals findet der 35. Kongress der DGI e.V. und die angeschlossene Implant expo als Deutscher Implantologen Tag statt, gemeinsam mit der DGOI e.V. und der Nachwuchs-Organisation Nexte Generation. Auch weitere Fachgesellschaften wie die DG PARO, die DGPro, die DGÄZ und interdisziplinär auch die DGIM – Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin – werden ihre Expertise einbringen, um dem Kongressmotto gerecht zu werden. Darf man sich auf den traditionellen Jahresabschluss in der Implantologie freuen ?

Wie wird am Kongress „Deutscher Implantologen Tag“ voraussichtlich das Verhältnis der Teilnehmer on site und on line sein ?

Knut A. Grötz: Wir hatten ehrlich gesagt genau mit dem umgekehrten Verhältnis gerechnet, aber wir werden zwei Drittel der Teilnehmer in Präsenz begrüßen dürfen und ein Drittel online.Es ist insgesamt aber immer noch eine leise pandemische Schockstarre spürbar: Der Wunsch nach der Wiederbegegnung ist sehr groß, aber die Reaktionen sind noch ein wenig verlangsamt. Wir sehen als Fachgesellschaft umso mehr unsere  regelrecht pädagogisch-didaktische Aufgabe darin, Präsenzkongresse und damit auch das so wichtige Netzwerken wieder zu reaktivieren. Durch die Pandemie bedingt begegnen uns nun manchmal Kollegen die bereits seit vier Jahren im Berufsleben stehen aber keinerlei Netzwerk haben – das darf nicht sein !

Bilal Al-Nawas: Übrigens ist für mich persönlich nicht nachvollziehbar, wieso frisch Getestete nicht ebenso an einem solchen  Ereignis teilnehmen sollten. Aber es war unser erklärter Wunsch, den Kongress in weitesten Teilen „wie vor der Pandemie“ stattfinden lassen zu können, und das geht gemäß Landesregierung nur mit der 2G-Regelung. Das ist also keineswegs eine politische Aussage der DGI, sondern schlicht die aktuell geltende Regel. Auch ich sehe es als wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft, unsere Mitglieder wieder zurück `in die Freiheit`zu führen.

Auch ich sehe es als wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft, unsere Mitglieder wieder zurück „in die Freiheit“ zu führen.

Knut A. Grötz: Unser Kongress war noch nie eine bloße Aneinanderreihung von Vorträgen, der kollegiale Austausch, das direkte Miteinander dicht an dicht an den Workshops und auch das Get Together in der Industrieausstellung, der Cappucino mit der Kollegin und dem Kollegen am Messestand und das Beisammensein am Abend hatten schon immer eine gleich gewichtete Bedeutung. Nun können die Workshops voll besetzt werden, und wir können nicht nur ein Catering, sondern sogar wieder Live-Musik an beiden Abenden anbieten.  Sie dürfen wirklich gespannt sein und sich auf mitreißende Shows freuen.

Ihr interdisziplinärer Ansatz an diesem Kongress ist sehr ambitioniert – wird Ihnen das gedankt oder haben die Kolleginnen und Kollegen aller Fachrichtungen nicht schon genug mit ihren eigenen Spezialisierungen zu tun ?

Bilal Al-Nawas: Ich verstehe, was Sie meinen – natürlich sind die einzelnen Fachgebiete in der Tiefe schon sehr komplex, und ein medizinisches „Studium Generale“ im Praxisalltag sicherlich kaum umsetzbar. Nur: Es führt schlicht kein Weg mehr daran vorbei, sich auch mit diesen anderen Disziplinen auseinander zu setzen. Und zwar nicht nur, weil auch die neue Approbationsordnung deutlich mehr medizinische Inhalte enthalten wird und die Mittvierziger von heute diesen Stand in gewisser Hinsicht nacharbeiten müssen. Es ist umso mehr unsere Aufgabe als DGI, diese für unsere Tätigkeiten wichtigen interdisziplinären Inhalte kondensiert zu vermitteln, die Surrogate zu identifizieren und zu transportieren. Nehmen Sie allein das Thema der Immuntherapeutika, die uns im klinischen Alltag inzwischen fast täglich am Patienten begegnen. Sie sollten als Zahnmediziner wissen, worauf Sie besonders achten müssen.

Knut A. Grötz: Ein wesentlicher Unterschied bei unserem Konzept ist, dass wir den Ausdruck ´Gemeinschaftstagung´ wörtlich nehmen.

Was nutzt es, z.B. Team-Sessions aus Zahnmedizin und Zahntechnik anzubieten, wenn die Teilnehmer geteilt wie das Rote Meer in getrennten Vortragssälen sitzen ?

Sie werden in Wiesbaden also nicht etwa einzelne Sessions der verschiedenen Gesellschaften erleben, sondern wir haben die Experten zu gemischten Sessions zusammengefasst. Beim Thema `Mundhöhle und Biofilm: Von der Bakteriämie bis zur Endokarditis´, das ich moderieren darf, treffen mit Sören Jepsen aus Bonn einer der einflussreichsten Forscher zu Parodontitis und Kardiovaskulären Erkrankungen zusammen mit Stefan Franz aus Würzburg als Experte für Endokarditis. Am Samstag versammeln sich zu ´Immunologie und Implantologie´ der Prothetiker Florian Beuer aus Berlin, der Grundlagenwissenschaftler und Chemiker Ralf Smeets aus Hamburg und die Immunologin und Rheumatologin Elisabeth Märker-Herrmann aus Wiesbaden.

Bilal Al-Nawas: Und das sind ja alles Themen, die uns nicht nur akademisch beschäftigen. Ich bin also ganz sicher, dass jede Kollegin und jeder Kollege mit diesen Formaten eine echte Bereicherung seines eigenen Wissensstandes erleben wird.

Sie stellen auch die NEXTe Generation diesmal besonders in den Mittelpunkt. Reines Lippenbekenntnis, und im Plenum finden sich dann doch wieder die gleichen alten Gesichter ?

Bilal Al-Nawas: Unser Programm steht schon online, darum sollten Sie es eigentlich besser wissen. Die NEXTe Generation ist nicht nur ´dabei´, sondern hat unter der Leitung von Samir Abou-Ayash aus Bern ein eigenständiges Programm entwickelt und sogar eine witzige Schnitzeljagd durch die Implant expo organisiert. Auch für unsere Aussteller ist ja vermutlich spannender, mit dem Nachwuchs intensiver ins Gespräch zu kommen – uns kennen die ja zumeist schon.

Knut A. Grötz: Ähnlich wie beim interdisziplinären Ansatz wäre es daneben wenig hilfreich, die Generationen zu separieren. Die neue Generation kann von den Erfahrungen der Älteren profitieren, ebenso können sich die Etablierten von neuen Ansätzen und der Offenheit gegenüber neuen Technologien beim Nachwuchs inspirieren lassen.

Werden Online-Formate bei Kongressen auch post Covid noch ihre Berechtigung haben ?

Bilal Al-Nawas: Ich denke schon, auch wenn sich das Verhältnis, wie jetzt auch schon bei unserer Veranstaltung, wieder zugunsten der Präsenz verschieben wird. Es gibt einfach hochspezialisierte Inhalte, die nicht viele Leute bewegen, sich auf eine Reise zu machen –vor dem PC würde man sich das aber einmal anschauen. Was ich daneben auch beobachtet habe: Manchmal interessiert sich jemand durchaus für den Inhalt eines Vortrags, mag aber aus bestimmten Gründen nicht so gern in der ersten Reihe sitzend gesehen werden – da schleicht man sich doch viel eleganter online dazu.

Herzliches Danke für das Gespräch, meine Herren, und viel Erfolg in Wiesbaden.

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